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Filmvorführung des Klassikers „Finye“ (1982, OmdtU) in Anwesenheit des Meisterregisseurs Souleymane Cissé, Donnerstag, 7. November 2013 um 20 Uhr, Hackesche Höfe Kino

In Anwesenheit des malischen Meisterregisseurs Souleymane Cissé lädt AfricAvenir in Kooperation mit den Französischen Filmtagen Tübingen zur Filmvorführung des Klassikers und FESPACO Gewinners aus dem Jahr 1983 "Finye" (Der Wind) am Donnerstag, 07. November 2013 um 20:00 Uhr ins Hackesche Höfe Kino. "Finye" ist eine soziale Satire mit Romeo und Julia Beiklang, die vom Generationenkonflikt im postkolonialen Westafrika handelt. Hauptfigur ist die Hasch-rauchende Tochter eines Provinzgouverneurs, die sich in einen Kommilitonen verliebt, der einer traditionsreichen Königsfamilie abstammt. Beide Familien sehen sowohl die Verbindung wie auch das zunehmende Engagement der beiden in der studentischen Protestbewegung gegen die korrupte Regierung mit Besorgnis und Argwohn. Als die Ereignisse eskalieren lässt der Gouverneur seine eigene Tochter verhaften und ihren Geliebten deportieren. Statt sie zu schwächen führen ihre Verhaftung, das damit einhergehende physische Leid und Erniedrigung dazu, dass die beiden sich noch näher kommen und gegenseitig Kraft schöpfen, um zu widerstehen. Als Mischung aus Politik, Liebesgeschichte und Sozialkritik wirft "Finye" einen kritischen Blick sowohl auf „traditionelle“ wie auch auf „moderne“ Werte und suggeriert, dass es einen dritten, alternativen Weg geben kann, der sich von dieser Dichotomie befreien und so neue Möglichkeiten eröffnen lässt. Dass die Proteste gegen die Militärdiktatur in Mali in den 1990er Jahren tatsächlich auch zu einem Regimewechsel führten, macht diesen weitsichtigen Film noch interessanter und erinnert daran, die politischen Entwicklungen konstant zu hinterfragen.

„Im Leben eines Menschen gibt es immer wieder Momente, an denen man innehalten muss, um zu erkennen, was getan worden ist und was noch zu tun bleibt. FINYE stellt diese doppelte Frage.“ Souleymane Cissé

„Finye ist einer der feinsten und dichtesten Filme, die auf dem afrikanischen Kontinent gedreht wurden.“ Samuel Lelievre


Im Anschluss an die Filmvorführung finden ein Publikumsgespräch mit Regisseur Souleymane Cissé sowie ein kleiner Empfang im Kino-Foyer statt.

Mit freundlicher Unterstützung der Aktion Afrika des Auswärtigen Amts und in Kooperation mit den Französischen Filmtagen Tübingen, Africiné, Allacine, dem Club der Freunde von RFI, Berlin Poche, |+| rendez-vous-cine.de, Sunugaal, Exberliner, multicult.fm, Initiative Schwarze Menschen in Deutschland (ISD).

Hinweis: Zum 30. Geburtstag der Französischen Filmtage steht das Filmland Mali mit einer Werkschau des Regisseurs Souleymane Cissé im Mittelpunkt (30. Oktober bis 6. November 2013). Eine Premiere in Deutschland! Siehe: http://www.filmtage-tuebingen.de/ 

Pressestimmen
„Der Film kommt bei seinen Figuren ganz ohne Karikaturen aus, entwickelt seine Konfliktlinien mit großartiger Direktheit und wechselt dabei mühelos zwischen Realismus und Fantasie“. Timeout London

„Mit diesem wunderschön fotografierten Film zeichnet Regisseur Souleymane Cissé ein wagemutiges und aufschlussreiches Bild der Konflikte, die viele Menschen in Ländern, die hierzulande allzu oft als „Dritte Welt“ abgestempelt und zusammengefasst werden, täglich auseinander bringen.“ San Francisco Chronicle

„Der Film markiert einen Paradigmenwechsel weg vom ‘sozialen Realismus’, den man an seiner europäischen Provenienz erkennt, hin zu einem mehr ‚metaphysischen’ Kino, das die Ideen und Bilder afrikanischer Kulturen ernst nimmt.“ The Case for Global Film

„Der Film ist ein lebendiges und sympathisches Porträt einer Gesellschaft im Wandel und verdeutlicht die zentrale philosophische Grundlage des Regisseurs: Das ethnographische oder scheinbar moderne Bild afrikanischer Kulturen besitzt nicht mehr Gültigkeit als traditionelle, metaphysische Herangehensweisen. Mythologie und Symbolik nehmen in Cissés Filmen, in denen die Grenzen zwischen Realität und Metapher ständig verschwimmen, eine zentrale Rolle ein. Hier benutzt er diese vielfältigen Perspektiven, um ein fesselndes Bild einer Kultur zu zeichnen, die „exotisch“ und doch gleichzeitig so vertraut wirkt.“ Mantia Diawara, Harvard Film Archive

„’Finye’ ist ein Schlüsselfilm im Werk Cissés, auch wenn er vor ‚Yeleen’ herauskam, dem Film, der den Malischen Filmemacher erst richtig bekannt gemacht hat.“ Samuel Lelievre

„Wie Yeleen 1987 ist behält Finye, neben ästhetischen Aspekten, einen einmaligen politischen Wert, der mit dem Kontext seiner Entstehung zusammenhängt – das Mali von Moussa Traoré und die „Diktatur der Generäle“ –, etwas, das man im „kulturalistischen und symbolischen“ Filmschaffen, das sich in der Folge in Westafrika entwickelt hat, nicht immer finden wird.“ Samuel Lelievre

„Souleymane Cissés dritter Langfilm gibt ihm die Möglichkeit, gegen grobe Disparitäten und soziale Ungerechtigkeit anzugehen, die mit Zeit und Raum in Verbindung stehen.“ Charles Ayetan, Africiné


Preise

  • Großer Preis beim Journées de Catharge (JCC) in Kathargo 1983
  • Großer Preis beim FESPACO in Ouagadougou 1983
  • Nominiert im Bereich „Un Certain Regard“ beim Cannes Film Festival 1982

Über den Regisseur
Souleymane Cissé, 1940 in Bamako, Mali geboren, ist schon in frühester Jugend ein begeisterter Kinogänger. Cissé wächst zunächst im Dakarer Exil auf und kehrt erst nach der Unabhängigkeit seines Landes nach Mali zurück. Seine Mitarbeit als Assistent bei einem Dokumentarfilm über Patrice Lumumba weckt in ihm den Wunsch, selbst Filmemacher zu werden. Ein Stipendium verhilft ihm zu einem Filmstudium in Moskau, wo er nebenher auch als Fotograf und Filmvorführer jobbt. Zurück in Mali, beginnt er als Kameramann für das Informationsministerium zu arbeiten und eigene Filme zu drehen. Sein Film „Den Muso“ über ein taubstummes junges Mädchen, das vergewaltigt wird und von seiner Familie ausgestoßen wird, wird von der malischen Regierung verboten und Cissé ins Gefängnis geworfen. „Baara“, der erste in Mali produzierte Film, lief im Berlinale Forum 1979, nachdem er zuvor den Hauptpreis beim Panafrikanischen Filmfestival in Ouagadougou (FESPACO) gewonnen hatte. Cissé kann 1983 den FESPACO Erfolg mit seinem Film „Finye“ wiederholen und ist damit bislang der einzige Regisseur, der diesen renommierten Preis zwei Mal erhalten hat. 1987 wird sein Film „Yeelen – Das Licht“ mit dem prestigeträchtigen Spezialpreis der Jury auf dem Festival von Cannes ausgezeichnet. Souleymane Cissé ist Präsident der Union des créateurs et entrepreneurs du cinéma et de l'audiovisuel de l'Afrique de l'ouest (UCECAO) und zählt zu den renommiertestes Regisseuren Afrikas. Sein neuester Film „Min Ye“ lief 2009 beim Filmfestival in Cannes.

Filmografie (Auswahl)
Kurzfilme:

  • 1965: L’homme et ses idoles
  • 1968: L’aspirant
  • 1968: Source d’inspiration

Spielfilme:

  • 2009 Minye (Sag mir wer Du bist)
  • 1994 Waati (Die Zeit)
  • 1984 Yeelen (Das Licht)
  • 1983 Finye (Der Wind)
  • 1978 Baara (Die Arbeit)
  • 1978: Chanteurs traditionnels des Iles Seychelles
  • 1975 Den Muso (Das junge Mädchen)
  • 1972 Cinq jours d’une vie (Fünf Tage eines Lebens)


Finye (Original Bambara mit dt. Untertiteln)
Souleymane Cisse, Spielfilm, Mali, 1982, 100 Min

Donnerstag, 7. November 2013
20:00 Uhr
Eintritt: 7,50 €


Karten und Auskunft
030/ 283 4603

Hackesche Höfe Kino
Rosenthalerstr. 40/41
10187 Berlin
S Hackescher Markt
U Weinmeisterstraße

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www.africavenir.org

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