Verschoben! Dialogforum mit Patras Bwansi, Noa Ha und Joshua Kwesi Aikins: " Postkoloniale Migration und das Humboldt-Forum“, Mittwoch, 23. April 2014, August-Bebel-Institut
Am Mittwoch, den 23. April um 19 Uhr lädt AfricAvenir im Rahmen der Veranstaltungsreihe 'Dekoloniale Einwände zum Humboldt-Forum' zum Dialogforum mit Patras Bwansi (Künstler und Menschenrechtsaktivist, Mitinitiator der ARU), Joshua Kwesi Aikins (Politikwissenschafter und Aktivist, ISD) und Noa Ha (kritische Stadtforscherin). Unter dem Titel ‚Postkoloniale Migration und das Humboldt-Forum' wird diskutiert, welche Zusammenhänge bestehen zwischen zwei besonderen Orten in der Mitte Berlins: Auf der einen Seite das Humboldt-Forum/ Berliner Schloss, in dem die „Kulturen der Welt zu Teilhabern des vornehmsten Platzes Deutschlands“ werden sollen. Auf der anderen Seite der Oranienplatz in Kreuzberg, der zum Symbol einer transnationalen Bewegung von Geflüchteten aus aller Welt geworden ist, die ihre gesellschaftliche Teilhabe einfordern.
Das Ethnologische Museum in Dahlem verwahrt in seinen Ausstellungen und Magazinen große kulturelle Schätze aus Afrika, Asien und den Amerikas. Doch den Menschen, die die Erben eben dieser Kulturen sind, ist der Zutritt zur deutschen und europäischen Gesellschaft verwehrt. Eine restriktive Außenpolitik verwehrt ihnen die Einreise, während gleichzeitig die Ausreise der Objekte in ihre Herkunftsländer durch Museen verhindert wird. Dieser Kontext verleiht dem Motto des Humboldt-Forums „So viel Welt mit sich verbinden als möglich“ einen zynischen Beigeschmack.
Während Kultur- und Kunstgegenständen „der vornehmste Platz der Bundesrepublik“ zur Verfügung gestellt wird, werden Menschen in Lager abgeschottet und abgeschoben. Wie Animata Traoré schon 2006 zur Eröffnung des Musée du Quai Branly sagte, „unsere Kunstwerke haben Bürgerrechte dort, wo uns allen der Aufenthalt untersagt ist.“ Seit über einem Jahr wenden sich Geflüchtete in Deutschland lautstark gegen diese repressive Migrationspolitik. Mit diesem Slogan „Wir sind hier, weil ihr unsere Länder zerstört“ skandalisieren sie selbstbewusst die kolonialen und neokolonialen Zustände, die sie zur Migration nach Europa bewegt haben.
In welcher Weise die historische Plünderung ihres Erbes und die bis heute andauernde Einschränkung der kulturellen Selbstbestimmung Teil dieses Kampfes ist, wird in dieser Podiumsdiskussion beleuchtet. Patras Bwansi, Mitinitiator und Mitglied der African Refugees Union, stellt die Forderung nach einem Perspektivenwechsel auf globale Beziehungen und schildert seine Vision einer „Willkommenskultur“. In der anschließenden Podiumsdiskussion mit Joshua Kwesi Aikins und Noa Ha werden die kolonialen Wurzeln des Berliner Stadtzentrums und die gegenwärtigen Entwicklungen deutscher Stadt- und Kulturpolitik thematisiert.
Patras Bwansi ist Maler und Textildesigner und Aktivist für die Rechte Geflüchteter und gegen Homophobie. 2001 stellte er einen Antrag auf Asyl in Berlin. Von dort wurde er zur Ausländerbehörde in München geschickt, wo ihm das Asylbewerberheim in Breitenberg (Passau) zugewiesen wurde. 2011 startete er seine politischen Aktivitäten in Passau und schloss sich 2012 dem No Border Camp in Köln/Düsseldorf und in Folge der Protestbewegung am Oranienplatz (Berlin) an. Hier initiierte er die African Refugees Union und organisiert Aktionen und Workshops für Flüchtlinge.
Noa Ha ist Stadtforscherin, die an der Schnittstelle verschiedener Disziplinen arbeitet, und eine asiatisch-deutsche Aktivistin, die sich bei korientation, einem asiatisch-deutschen Netzwerk, im Vorstand des Migrationsrat Berlin (MRBB), und im Netzwerk ‚decoloniality europe‘ engagiert. In ihrer Forschung untersucht sie die Produktion des städtischen Raumes aus einer rassismuskritischen und dekolonialen Perspektive, und sie hat in ihrer Dissertation zu Praktiken des Straßenhandels und Politiken des öffentlichen Raumes in Berlin geforscht.
Joshua Kwesi Aikins ist Politologe und Doktorand an der Bielefeld Graduate School in History and Sociology. Als Aktivist der Straßeninitiative und der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland war er an der Umbenennung des Gröbenufers in May- Ayim-Ufer beteiligt. Seine Forschungsschwerpunkte sind das Zusammenwirken westlicher und indigener politischer Systeme in Ghana, Repräsentation der afrikanischen Diaspora sowie Postkolonialität und Erinnerungspolitik in Deutschland.
Mittwoch, 23. April
19.00 Uhr
August-Bebel-Institut
Müllerstr.163
13353 Berlin
S/U Wedding (Ringbahn, U6, Bus 120)
Die Veranstaltung wird in englischer Sprache stattfinden.
Die Veranstaltung ist Teil der Kampagne No Humboldt 21!
Mehr Informationen unter: no-humboldt21.de
In Kooperation mit dem August-Bebel-Institut und der Initiative Schwarzer Menschen in Deutschland e.V.
Mit Unterstützung der Landesstelle für Entwicklungszusammenarbeit Berlin.