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VERSCHOBEN: Lesung mit Ken Bugul und Sheri Hagen

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Info   Eintritt frei - Spenden willkommen; S-Bhf Friedrichstr.

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Aufgrund ernsthafter gesundheitlicher Probleme Ken Buguls kann sie nicht reisen. Wir bedauern daher außerordentlich, dass wir die Lesung mit ihr am 22.1.2015 absagen müssen. Wir bitten um Verständnis und auch darum, diese kurzfristige Absage weiterzuleiten, damit sie möglichst viele Interessierte erreicht! Wir bemühen uns darum, Ken Bugul zu einem späteren Zeitpunkt nach Berlin einzuladen. Der Film am 21.1.2015 wird aber gezeigt.

Ken Bugul gilt als eine der hervorragendsten senegalesischen SchriftstellerInnen der französischsprachigen Literatur der letzten Jahrzehnte. Seit mehr als 30 Jahren komponiert die Autorin mit ihren Romanen Bilder ihres Lebens und poetische Kommentare zu aktuellen Themen wie Medien, Umweltverschmutzung, Migration oder Religion. Dabei verbinden sich ihre Geschichten immer mit den sozialen und politischen Beziehungen zwischen ihrem Kontinent und dem Westen, die sie messerscharf analysiert.

„Schreiben heißt, die Sinne zu betören, und die Sinne haben keine Farben“. (Ken Bugul)

Ken Bugul und die Schauspielerin Sheri Hagen werden ausgewählte Textpassagen aus verschiedenen Romanen auf Deutsch und Französisch lesen. Im Anschluss findet ein Podiums- und Publikumsgespräch mit Ken Bugul auf Englisch statt.

Moderation: Ibou Diop und Susanne Gehrmann.

In Kooperation mit dem Seminar für Afrikawissenschaften der HU Berlin und dem Internationalen Literaturfestival Berlin (ilb).
Auditorium im Grimm-Zentrum der HU-Berlin, Geschwister-Scholl-Straße 3, 10117 Berlin 18:00 Uhr

Biografie
Ken Bugul kommt als Mariétou Mbaye 1947 in einem isolierten Dorf in Senegal, das noch französische Kolonie ist, zur Welt. Ihr Vater ist bei ihrer Geburt 85 Jahre alt. Als Ken Bugul fünfjährig ist, verlässt die Mutter den Haushalt. Diese Erfahrung des Verlassenwerdens ist grundlegend für Ken Bugul und ein Leitmotiv in all ihren Romanen. Sie fühlt sich nicht geliebt, ist aber voller trotziger Entschlossenheit und strebt nach Freiheit. "Ken Bugul" ist ihr selbstgewähltes Pseudonym und bedeutet so viel wie »niemand will sie haben«.

Als erstes Mädchen ihrer Familie geht sie zur Schule und hat ausgezeichnete Noten. 1971 erhält sie ein Stipendium für Belgien, um weiter zu studieren. Nach Jahren im Westen kehrt eine zerstörte und einsame 30-jährige Frau in den Senegal zurück. Sie wird bei ihrer Ankunft von der Familie und der Gesellschaft als Verrückte zurückgewiesen. Sie lebt mit den Ausgestoßenen, den Bettlern, den Prostituierten, den Künstlern und schläft wenn nötig in den Straßen von Dakar. Schmutzig, hungrig, ohne etwas zu besitzen, fängt sie an, ihren ersten Roman zu schreiben. Ab 1986 arbeitet Ken Bugul in verschiedenen afrikanischen Ländern (u.a. Kongo, Togo, Kenia) für NGOs und internationale Organisationen vor allem im Rahmen von Familienplanung und Frauenrechten. Sie lernt einen Arzt aus Benin kennen, der ihr Ehemann und Vater ihrer Tochter Yasmina wird. Als auch er einige Jahre später stirbt, bleibt Ken Bugul mit ihrer Tochter in Benin, wo sie als Kunsthändlerin und Schriftstellerin in Porto Novo lebt. 2011 kehrt sie erstmals für längere Zeit nach Dakar zurück und lebt heute zwischen Senegal und Benin.

Werk
Mit ihrem ersten Roman, Die Nacht des Baobab (1981), der als bisher einziger auch auf Deutsch erschienen ist, machte Ken Bugul international Furore. Lange stand er auf den Bestsellerlisten Westafrikas. Die Namensgleichheit von Autorin und Erzählerin verweist auf den autobiographischen Charakter dieses Werks. Es kulminiert in der bitteren Erkenntnis der Protagonistin Ken, dass sie auch in Westeuropa, das sie einst sehnsüchtig angesteuert hatte, »nicht gewollt« ist. Die Rückkehr in die Heimat kommt einer Rettung gleich: »Ich hatte versucht, mir zu trotzen, hatte beinahe gesiegt, aber war das Spiel den Einsatz wert? Ich war rechtzeitig wieder zu Bewusstsein gekommen.« Kritisch betrachtet die Autorin mithin nicht nur das kolonisierte, seiner Identität zunehmend beraubte Heimatland, sondern auch die Realität einer freien, vermeintlich multikulturell-offenen Gesellschaft.

Während sich die Autorin in ihrem Erstlingswerk noch fast vollständig mit ihrer Erzählerin identifizierte, verarbeitete sie ihre authentischen Erfahrungen, das Leben als 28. Frau des Serigne in Riwan ou le chemin de sable, in einem polyphonen Werk, in dem Geschichten verschiedener Frauen und Männer miteinander verflochten werden und unterschiedliche Perspektiven wie die der jungen, zur neuesten Ehefrau bestimmten Rama und der emanzipierten, europäisch ausgebildeten Erzählerin nebeneinanderstehen. Dieses Werk wurde mit dem Grand Prix littéraire de l'Afrique noire ausgezeichnet und steht auf der Bestenliste Africa’s 100 Best Books der Harare Book fair von 2000.

Eine Reihe von Romanen zeichnen sich durch autofiktionale Bezüge aus, die immer wieder auf Ken Buguls schwierige Familiengeschichte zurückverweisen, wie das ihrer Mutter gewidmete De l’autre côté du regard (2003) oder zuletzt das dem Bruder und dem Vater gewidmete Mes Hommes à moi (2008). Ken Bugul experimentiert jedoch auch mit Elementen des Kriminalromans (Rue Félix Faure 2003), dem intermedialen Roman, in dem das Radio zu einer wichtigen Erzählinstanz wird (La folie et la mort 2000) oder der Dystopie (La pièce d’or 2006). Die Autorin hat einen eigenwilligen und einmaligen poetischen Prosastil entwickelt.

Bis heute hat Ken Bugul zehn Romane veröffentlicht.

Bibliographie

  • Le Baobab fou. NEA, Dakar 1981
  • dt. Die Nacht des Baobab. Unionsverlag, Zürich, 1985. Übersetzung: Inge M. Artl
  • Cendres et braises. L´Harmattan, Paris, 1994
  • Riwan ou le chemin de sable. Présence Africaine, Paris, 1999
  • La folie et la mort. Présence Africaine, Paris, 2000
  • De l'autre côté du regard. Le Serpent à Plumes, Paris, 2003
  • Rue Félix-Faure. Le Serpent à Plumes, Paris, 2003
  • La pièce d'or. Ubu, Paris, 2006
  • Mes Hommes à moi . Présence Africaine, Paris, 2008
  • Aller et retour. Athéna , Dakar, 2014
  • Cacophonies. Présence Africaine, Paris, 2014

Sheri Hagen ist in in Lagos/Nigeria geboren und in Hamburg aufgewachsen. Sie absolvierte ihre Ausbildung an der Stage School of Dance and Drama Hamburg, sowie im Studio Theater in Wien. Neben zahlreichen Arbeiten als Darstellerin für Film und Fernsehen (u. a. "Baal", "Tatort", "Sperling") war sie in Berlin, Bremen und München für diverse Theaterproduktionen engagiert. 2007 drehte Sheri Hagen in Eigenproduktion "Stella und die Störche". Ein Kinderfilm, der erfolgreich auf Festivals lief. 2012 folgte dann ihr Regie Debüt mit dem Spielfilm "Auf den zweiten Blick", zu dem sie auch das Drehbuch schrieb.

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