Kooperation: Films from Urban Africa 2015 in Offenbach
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Bereits ein kleines Jubiläum feiert das Films from Urban Africa Festival: zum fünften Mal seit 2010 findet Ihr eine feine Auswahl afrikanischer Filme im Hafen 2. Das Festival "Films from Urban Africa" will moderne afrikanische Lebensrealitäten kommunizieren. Die inhaltliche Klammer der Filme ist das Thema "Stadt": Dokumentationen und Spielfilme im Kontext der Metropolen. Die Filme sollen keine didaktische oder moralisierende Funktion erfüllen, sondern schlicht und einfach gesellschaftliche Situationen und Entwicklungen vermitteln, die sich früher und oftmals deutlicher als anderswo in den schnell wachsenden Großstädten abbilden.
Wie üblich ist nicht einmal der Besuch aller Filme geeignet, den Geldbeutel zu strapazieren - der Eintritt ist frei. Also hereinspaziert!
Eigentlich sollte zwei Tage vor Beginn des Filmfestivals am 02. Mai ein äthiopisches Konzert mit Jacky Gosee und Abby Lakew statt finden. Leider muss das Konzert von Jacky Gosse und Abby Lakew auf den 30. Mai verschoben werden - die Ermordung von Äthiopiern durch den IS in Libyen hat die Verschiebung der Europa-Tournee notwendig gemacht.
Zum Finale der Filmwoche spielt am 09. Mai die kanadische Band Mark Berube. Zuvor geben wir den Publikumspreis bekannt.
Programmauswahl: Eric Van Grasdorff (Africavenir.org), Alex Braun (suesswasser.org)
Das Filmfest konnte durch die freundliche finanzielle Unterstützung des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst realisiert werden.
Vielen Dank an Eric Van Grasdorff und Karenina Schröder von AfricAvenir für die Filmauswahl und Beschaffung, U9 Visuelle Allianz für die Gestaltung der Plakate und Flyer.
FIlmfestival
Films from Urban Africa 2015
Montag 04. - Samstag 09. Mai
Montag 04. Mai
Films from Urban Africa: Timbuktu
Eröffnungsansprache 20.30 Uhr,
Filmbeginn: 20.45 Uhr,
Eintritt frei
Timbuktu
Acht Jahre nach Bamako nun endlich der neue Film von Abderrahmane Sissako. Brauchte das Kammerspiel Bamako Jahre, um sich den Status eines großen Klassikers des subsaharischen Kinos zu erspielen, gelingt Timbuktu scheinbar ein Katapult-Start: kaum ein Programmkino, das ihn nicht spielte, kaum ein Feuilleton, das ihn nicht rezensierte. Zurecht. Timbuktu ist ein Manifest das die großen Brüche der Gesellschaft spiegelt - in unglaublich ästhetischen Bildern, mit wundervoller Gänsehaut-Musik und großartigen schauspielerischen Leistungen. Hier findet sich ein übergroßer Menschheitskonflikt in einem Kinofilm wieder, der so erhaben ist, dass er nur Hoffnung machen kann. Mensch sein, Glauben, Glaubenskampf, Mensch sein. Où est Dieu, dans tout cela?
(Timbuktu, Abderrahmane Sissako, Frankreich/ Mauretanien 2014, 96 Min. Arabisch, Bambara, Französisch mit englischen Untertiteln.)
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Dienstag 05. Mai
Films from Urban Africa: Under the Starry Sky
Einlass 20.30 Uhr,
Filmbeginn: 20.45 Uhr,
Eintritt frei
Under the Starry Sky
Dakar, Turin und New York, drei Menschen, die es von der einen in die andere Metropole verschlägt; deren Schicksale sich zu berühren scheinen. Dyane Gaye, 1975 in Paris geboren, hatte 2009 mit ihrer Musik-Komödie Un transport en communbegeistert, einem senegalesischen Roadmovie für das sie unter anderem beim Sundance Festival in Toronto ausgezeichnet wurde. Ganz so heiter ist Des Étoilesnicht geworden - nun ist es eine angenehm melancholische Stimmung, die die Protagonisten durch ihre Geschichte trägt, bis hin zu einer Verbundenheit wie sie nur passieren kann zwischen wildfremden Menschen unterm Sternenhimmel.
(Under the Starry Sky (Des Étoiles), Dyane Gaye, Frankreich/ Senegal 2013, 88 Min. Französisch, Englisch, Wolof mit deutschen Untertiteln)
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Mittwoch 06. Mai
Films from Urban Africa: Grisgris' Glück
Einlass 20.30 Uhr,
Filmbeginn: 20.45 Uhr,
Eintritt frei
Grisgris' Glück
Neben Bamako von Abderrahmane Sissako war 2011 ein weiterer unter den Films from Urban Africa dessen Nachfolger nun läuft: Un homme qui crie von Mahamat-Saleh Haroun - ein dramatischer, ganz und gar pessimistischer Film über den Bürgerkrieg im Tschad. Und genau wie Sissako gelang es Haroun schon in diesem Werk, eine Bildsprache zu entfalten, die ganz unmissverständlich klar macht, dass es ab und an eben keinen, überhaupt keinen Qualitätsunterschied mehr zwischen europäischem (oder amerikanischem) und afrikanischem Kino gibt. In Un homme qui crie erzählte Haroun die schlimmste denkbare Geschichte - in ungemein schönen und poetischen Bildern. Und nun Grisgris - so frisch veröffentlicht, dass er im März noch nicht einmal beim Festival panafricain du cinéma in Ouagadougou lief. Auch Grisgris erzählt eine Geschichte aus N’Djamena, der Hauptstadt des Tschad - nun eine im Frieden - zumindest in der Abwesenheit von Krieg. Eine Sensation sind die beiden Hauptdarsteller: Souleymane Démé (als Tänzer Grisgris) und Anais Monory (als Prostituierte Mimi).
(Grigris' Glück, Mahamat-Saleh Haroun, Frankreich/ Tschad 2014, 101 Min. Wolof, Französich mit deutschen Untertiteln)
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Donnerstag 07. Mai
Films from Urban Africa: From Darkness - a documentary game (Präsentation)
Films from Urban Africa: Finding Fela
Einlass 19.30 Uhr,
Präsentation und Vortrag: 19.45 Uhr
Filmbeginn: ca. 21.00 Uhr
Eintritt frei.
gold extra: From Darkness
Für ihr Computerspiel From Darkness haben die KünstlerInnen der österreichischen Gruppe gold extra Krankenschwestern, Straßenkinder, Restaurantbesitzer, Journalisten und Flüchtlinge in Kenia und Uganda nach ihrem Alltag befragt. Die Metropole Nairobi markiert den Startpunkt für eine Spurensuche nach vielfältigen Alltagsgeschichten zwischen Kriegsfolgen, IT-Boom und Straßenhandel: welches Bild wird dabei gezeichnet und welches Bild der Situation zeichnen wir dabei selbst? Mit diesen Fragen im Gepäck entsteht beim Spielen selbst die Dokumentation über Ostafrika heute. Dokumentarische Spiele sind eine Sparte im Bereich der Serious Games, die noch wenig erprobt ist; mit From Darkness versucht gold extra, neue Zugänge zu finden um dokumentarische Zusammenhänge spielbar zu machen. Für das Konzept des Spiels hat die Gruppe 2012 den Medienkunstpreis des Landes Salzburg erhalten. Georg Hobmeier von gold extra wird das Computerspiel vorstellen.
From Darkness wird freundlich unterstützt durch die Österreichische Entwicklungszusammenarbeit.
goldextra.com/de/from-darkness
im Anschluss:
Finding Fela
Music is a weapon. Alex Gibney setzt Fela Kuti ein Denkmal mit diesem Film, keine Frage. Dass er zwei Stunden dafür veranschlagt, nur verständlich - wer die jüngere Geschichte Nigerias, die Wirkung des Afrobeat auf Befreiungsbewegungen auf dem ganzen Kontinent verstehen will, sollte sich mit diesem Film die Zeit für die Biografie Fela Kutis nehmen. Sie ist gespickt mit unter die Haut gehenden Konzert-Mitschnitten und liefert ein ums andere Mal berühmt gewordene Parolen dieses großen Musikers und Freiheitskämpfers. Highly recommended.
(Finding Fela, Alex Gibney, USA/ Großbritannien/ Nigeria/ Frankreich 2014, 119 Min., Englische Originalfassung)
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Freitag 08. Mai
Films from Urban Africa: The Malagasy Way
Einlass 20.30 Uhr, Fimbeginn: 20.45 Uhr
Films from Urban Africa: Boy Saloum (OmeU)
Einlass 22 Uhr, Fimbeginn 22.15 Uhr
Eintritt frei.
The Malagasy Way
„Die Chinesen produzieren, wir recyceln.“ Nantenaina Lova dokumentiert mit Ady Gasy sehr detail-verliebt und sehr nah an den Leuten den „madagassischen Way of Live“ - wie erfindungsreiches Wiederverwerten und unglaublich akribische Reparaturen weiten Teilen der Bevölkerung zumindest einen irgendwie stabilen Lebensstandard sichern. Der erste Film aus Madagaskar bei uns seit 2012 - höchste Eisenbahn, denn es tut sich einiges dort. Ady Gasy wurde beim Fespaco Festival in Ouagadougou umjubelt und findet nun seinen Weg in die europäischen Programmkinos. Genau genommen ist er keine Dokumentation im klassischen Sinne, sondern eine Mélange aus Musik, Theater, Zitaten und Metaphern - strukturell ein traditionelles madagassisches Oratorium. Oder auch einfach nur ein dichtes Wimmelbild dieses tollen Landes.
(Ady Gasy - The Malagasy Way, Nantenaina Lova, Madagaskar 2014, 84 Min.)
Boy Saloum (OmeU)
Die senegalesische Hip Hop Band Keurgie beteiligte sich 2011 maßgeblich an der Gründung der Bewegung Y’en a marre, die zum Ziel hatte, den Präsidenten Wade daran zu hindern, eine verfassungsfeindliche dritte Amtszeit zu beanspruchen. Kein halbes Jahr später war der Protest erfolgreich. Audrey Gallet war 2011 für ihre Recherche Zambie à qui profite le cuivre über die Ausbeutung der zambesischen Kupfervorräte mit dem Albert Londres Preis ausgezeichnet worden. 2007 hatte sie einen Kurzfilm über Rap in Gabun gemacht. Boy Saloum ist ihr erstes langes Werk, und ein packendes noch dazu.
(Boy Saloum, Audrey Gallet, Frankreich 2013, 74 Min., Wolof, Französisch mit englischen Untertiteln.)
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Samstag 09. Mai
Films from Urban Africa: Capitaine Thomas Sankara
Einlass 20.30 Uhr,
Filmbeginn: 20.45 Uhr,
Eintritt frei
Capitaine Thomas Sankara
Ganz einfach: wenn wir eine Biographie von Fela Kuti zeigen, dann auch eine von Thomas Sankara. Insbesondere vor dem Hintergrund der aktuellen Ereignisse in Burkina Faso, wo im Herbst mit Blaise Compaoré jener Präsident abgesetzt wurde, der 1987 die Macht durch die Ermordung des damaligen Staatschefs erlangte - dem damals gerade einmal 38-jährigen Thomas Sankara. Sankara war für fünf Jahre ein wilder, unerschrockener Präsident, der mit seinem unbändigen Selbstvertrauen, durch revolutionäre oder radikal emanzipatorische Ansichten selbst die mächtigsten Männer der Welt vor laufender Kamera zu verschrecken wusste. In ideologischer Anlehnung an Kuba verpasste er seinen Ministern die billigsten Autos des Landes, propagierte die Gleichstellung der Frauen, versuchte Gaddafi’s Libyen ein Flugzeug zu klauen, arbeitete vehement gegen Imperialismus, Hunger und Armut und brüskierte die Staatschefs der Industrie-Nationen nicht zuletzt durch äusserst witzige Ansagen zum Schulden-Erlass - immer live und mit einem vor Eifer sprühenden Blick.
(Capitaine Thomas Sankara, Christophe Cupelin, Schweiz 2012, 90 Min, Französisch mit deutschen Untertiteln.)
Im Anschluss an den Film findet die Nominierung des Publikumspreises und das Abschlusskonzert mit der kanadischen Band Mark Berube statt. Durch Zufall spielte im letzten Jahr Mark Berube das Eröffnungskonzert von Films from Urban Africa 2014.
Mark Berube
Erinnert sich hier noch jemand an Day One? Das Duo aus Bristol kreuzte zu Beginn des Jahrtausends auf unglaublich lässige Weise Pop, Indie, HipHop und Storytelling. Schön schnoddrig, schön genial. Der Kanadier Mark Berube könnte nun als ihr offizieller Nachfolger durchgehen. Beschwingt, entspannt und voller zündender Ideen ist sein Pop-Entwurf, der sich aus Jazz und Folk die besten Versatzstücke schnappt und zu etwas Neuem und Eigenständigem vermengt. „Russian Dolls“ heißt sein aktuelles Album – und wie bei einer Matroschkapuppe, die sich immer wieder im neuen Kleid präsentiert, erfindet sich auch Berube gerne neu. Vertrackte Rhythmen und eingängige Melodien passen da ganz hervorragend in einen Topf, Elektronisches und Analoges bestehen nebeneinander. Mark Berubes Musik treibt einem das Grinsen ins Gesicht. Gut so!
http://www.markberube.com
Einlass nach Filmende, Beginn ca. 22.15 Uhr, Eintritt: VVK 6 Euro zzgl. Systemgebühr, AK 8 Euro.