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Afrofuturism Classic: "Les Saignantes" (OmU) with Director Jean-Pierre Bekolo in Attendance

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Info   Tickets: 7,50€; ermäßigt: Berlinpass, 5er & 10er Karte etc.; http://www.hoefekino.de/kartenreservierung?showid=532125

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Zwei Frauen – jung, attraktiv, todbringend – ziehen los, um ein futuristisches Land von seinen korrupten, sex- und machtbesessenen Männern zu befreien. Sie erfüllen das Mevungu – ein Ritual des Beti-Volkes, das den Geheimgesellschaften der Frauen vorbehalten ist und nur in Krisenzeiten vollzogen wird. Krisenzeiten, die der Regisseur heute gekommen sieht. Auch in seinem dritten Spielfilm bleibt der Querdenker unter den zeitgenössischen afrikanischen Filmemachern Jean-Pierre Bekolo (*1966, Kamerun) seinem Hang für Provokation, Spott und Sozialsatire treu.

“Les Saignantes” ist ein großartig fotografierter und trotz Minimalbudget technisch ausgereifter Science-Fiction-Politthriller, dessen kritische Fragen zum Geschlechterverhältnis, zur allgegenwärtigen Korruption und zum Zustand des afrikanischen Kontinents ihn der Zensur in Kamerun gefährlich nahe gebracht haben. Les Saignantes gewann 2007 beim panafrikanischen Festival FESPACO den Silbernen „Etalon de Yennenga“.

Trailer: https://vimeo.com/71105853

Tickets Afrofuturism: www.hoefekino.de/kartenreservierung

Tickets Les Saignantes: www.hoefekino.de/kartenreservierung

Weitere Termine:

Kartenreservierung für Dienstag, 15.12. im HHK:
African Science Fiction Shorts: www.hoefekino.de/kartenreservierung
Les Saignantes: www.hoefekino.de/kartenreservierung

Kartenreservierung für Donnerstag, 17.12. im CFB:
per E-Mail an event(at)centre-francais.de oder Tel: 030-45979399

Review by Eric Van Grasdorff
Wir schreiben das Jahr 2025 in einem beliebigen Land in Afrika. Auf der Leinwand ein Paar in voller Ekstase. Sie jung, schön, sinnlich. Er ein alternder Minister, macht- und sexbesessen. Einer von denen, die das Land durch Korruption beherrschen. Die Musik begleitet die beiden ihrem Höhepunkt entgegen. Plötzliche Stille. Er ist tot. Hier beginnt die Odyssee zweier Frauen, Chouchou und Majolie, durch die nächtliche Szenerie einer postapokalyptischen Stadt, in der Sex, Geld, Politik und Tod auf gefährliche Weise miteinander verwoben sind.

Auch in seinem dritten Spielfilm bleibt der Querdenker unter den gegenwärtigen afrikanischen Filmemachern Jean-Pierre Bekolo (*1966, Kamerun) seinem Hang für Provokation, Spott und Sozialsatire treu. “Les Saignantes – Die Blutenden” ist ein großartig fotografierter und trotz Minimalbudget technisch ausgereifter Science-Fiction-Politthriller, dessen kritische Fragen zum Geschlechterverhältnis, zur allgegenwärtigen Korruption und zum Zustand des afrikanischen Kontinents ihn der Zensur in Kamerun gefährlich nahe gebracht haben.

Trotz seiner erbarmungslosen Sozialanalyse vermittelt der Film nicht Hoffnungslosigkeit. Anfangs naiv und unerfahren setzen die Protagonistinnen bewusst ihre attraktiven Körper als Waffe gegen die korrumpierte Männerwelt ein, um aus dem bisherigen Leben auszubrechen. Die Rechnung geht auf, im Verlauf des Films gewinnen sie zunehmend an Stärke, nicht zuletzt unter Zuhilfenahme übernatürlicher Kräfte. Bekolo stilisiert diese zwei jungen, selbstbewussten Frauen zu Rächerinnen an einer korrupten politischen Elite, die aus Profitgier ihren Kontinent verkauft hat und langsam ausbluten lässt.

Wie alle seine Filme hält auch Les Saignantes den Zuschauer in Atem, lässt ihn keine Sekunde abschalten. Mehr als einmal stellt das Geschehen die Logik auf den Kopf, es gibt Einblendungen und Jump Cuts sowie allerlei technische Spielereien. Stellenweise erzählt eine hypnotisierende Frauenstimme von Mevungu, einem Ritual der Beti, das den Geheimgesellschaften der Frauen vorbehalten ist und welches nur in Zeiten sozialen Notstands vollzogen wird. Angesichts der tiefen Krise, in der sich Afrika und besonders Kamerun heute befinden, so Bekolo, sei es an der Zeit, dieses Ritual wieder einmal durchzuführen.

Seit Jahren, erzählt der unter anderem in den USA lehrende Filmemacher, habe er dieses Projekt mit sich herum getragen und entgegen sämtlicher Hindernisse schließlich durchgesetzt. Vor allem für westliche Geldgeber gehen Afrika und Science Fiction nicht zusammen. Warum, ließ Bekolo schon einen seiner Protagonisten in Aristotle’s Plot (1996) fragen, sind afrikanische Filme so statisch, so linear, so realistisch? Warum gibt es auf diesem Kontinent, der so viele Mythen, Geschichten und Gerüchte hervorbringt, kaum fiktive Filme?

Schon sein Debütfilm Quartier Mozart, 1992 mit dem Prix Afrique en Création in Cannes prämiert, avancierte in Kamerun blitzschnell zum Kultfilm. Die Wahl der Schauspieler, der typische Slang und die Verpflanzung traditioneller Figuren und Mythen in einen modernen Stadtteil Yaoundés kam vor allem bei Jugendlichen gut an. „Ich möchte diese Verbindung mit meinem Publikum nicht verlieren (…) Ich mache Filme für meine Leute zu Hause. Die Ausdrücke, das Vokabular, die Drehorte sind Teil ihrer populären Kultur. Meine Filme sind nicht realistisch, aber die Leute erkennen sich darin wieder.“

Preise

  • Silver Stallion at FESPACO, 2007
  • Best Actress Awards for Adèle Ado and Dorylia Calmel, FESPACO, 2007
  • Special Mention of the Jury, FESPACO, 2007

Press Reviews
“Along with the intertitles, the abundance of crooked politicians and the trading of sexual favors all point to Bekolo’s radical political commentary, an aspect that has gotten the film into trouble with Cameroon’s censorship board.” Marjorie Baumgarten, The Austin Chronicle

"Masked behind the eroticism, dancing, and other parts i feel might be distractions (again, i’m not that into sci-fi, so forgive me), there are definitely some deep, philosophical and political questions Bekolo is asking and statements he is making." Black Film

Der Filmkritiker Aboubacar Sanogo beschreibt „Les Saignantes“ als avantgardistisch in jeglicher Hinsicht. Sowohl die angewandten erzählerischen Mittel als auch die Herangehensweise seien neu und unkonventionell. Der Film symbolisiere die Geburt eines « cinéma du corps » (den Körper inszenierendes Kino) in Afrika sowie eines afrikanischen Science-Fiction Genres. Die Idee, zwei junge, moderne Frauen als im Namen des Kontinents handelnde Rächerinnen an einer korrupten politischen Elite auftreten zu lassen, sei einfach genial.

„In seinem dritten Spielfilm bleibt Bekolo seinem Hang für Provokation, Spott und Sozialesatire treu (…) Mit schönen Farben, großartigen Schauspielern erscheint uns „Les Saignantes“ eher magisch als futuristisch. Mehr als einmal stellt das Geschehen die Logik und das Rationale in Frage.“ Francis Mbagna, Verfasst im Rahmen eines Workshops während des 10. Festival Ecrans Noirs, Yaoundé.

"Avec Les Saignantes, j'explore l'idée d'un cinéma d'anticipation et de projection. Ce qu'on pourrait appeler en anglais "cautionnary cinema", un cinéma qui veut tirer la sonnette d'alarme. Et sa forme se veut un contact avec une certaine jeunesse africaine qui rejette sa propre image, son propre cinéma, à raison. Ce film se veut aussi "empowering", c'est-à-dire qu'il doit renforcer l'estime de soi, malgré la situation glauque qu'il décrit. Chaque fois qu'on parle de l'Afrique, on en parle au passé et au présent. Jamais de l'avenir. Pourtant, cet avenir sera là, surtout pour les jeunes. Et ce qu'on en fera sera ce qu'on aura pensé aujourd'hui. Connaissez-vous l'adresse de ce bureau où on pense l'avenir dans nos pays ? L'urgence est de le créer. Et ce serait encore mieux si le cinéma pouvait y jouer un rôle important"

Regisseur: Jean-Pierre Bekolo
Jean-Pierre Bekolo, wurde 1966 in Yaoundé/Kamerun geboren, studierte dort zunächst Physik und später Film in Frankreich bei Christian Metz. Schon mit seinem Debütfilm Quartier Mozart (1992) sorgte er auf dem Festival in Cannes für Aufsehen und wurde zum Vertreter einer neuen Generation, die sich in der Nachfolge von Djibril Diop Mambéty den eng gesteckten Erwartungen an afrikanisches Kino widersetzte, die Genres mixte und Pop mit Politik verknüpfte. Für das British Film Institute produzierte er Le complot d’Aristote (1996) als Teil einer Filmreihe, an der Künstler wie Scorsese, Bertolucci und Godard beteiligt waren. Sein avantgardistischer Polit-Thriller Les Saignantes (2005) war 2009 für zwei Kategorien der französischen Césars nominiert. 2013 wurde sein Spielfilm Le Président in Kamerun aus politischen Gründen verboten. Neben seiner Regiearbeit schreibt und publiziert Bekolo, außerdem lehrt er an der University of North Carolina, Chapel Hill, und an der Duke University. Er lebte zuletzt abwechselnd in den USA, Frankreich und Kamerun und ist ab Sommer 2015 als Stipendiat des Künstlerprogramms des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) in Berlin.

Jean-Pierre Bekolo, 93 min, Cameroon/France, 2005
Produced by: Jean-Pierre Bekolo, Andre Bennett, Lisa Crosato, Jim Fink, Michelle Gue, Pascale Obolo, Adrienne Silvey
Screenplay: Jean-Pierre Bekolo
With: Dorylia Calmel, Adèle Ado, Emile Abossolo M'Bo, Josephine Ndagnou, Essindi Mindja, Alain Dzukam, Veronique Mendouga, Bekate Meyong, Thierry Mintamack
Music: Joelle Esso, Adam Zanders
Cinematography: Robert Humphreys
Edited by: Jean-Pierre Bekolo

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