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Open Air: "Lumumba" - der antikoloniale Klassiker von Raoul Peck

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InfoEintritt: 7,50€

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Kongo 1960. Patrice Lumumba, ein junger Nationalist, wird zum ersten Präsidenten im eben unabhängig gewordenen Staat gewählt. Doch kaum zwei Monate später wird Lumumba mit tatkräftiger Unterstützung aus Europa und den USA verschleppt und umgebracht. Ins Amt gehoben wird nun sein Widersacher, Colonel Joseph Mobutu, eine Marionette der Weltmächte. Raoul Pecks großartiger Spielfilm über eine der wichtigsten Figuren der afrikanischen Geschichte des 20. Jahrhunderts ist längst ein Klassiker, den wir anlässlich seines 90. Geburtstags (*2. Juli) zeigen.

Medienpartner: taz, Africiné, Club der Freunde von RFI, Berlin Poche, Exberliner, multicult.fm, Art Labour Archives, Planète Métis, Contemporary &, Initiative Schwarze Menschen in Deutschland, Zentrum Moderner Orient (ZMO), EZEF.

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=dqdhV6azKn0

Pressestimmen
"Atemberaubend!" Elvis Mitchell, The New York Times

"Brilliant! A fully engaging moviegoing experience" Davis Hunter, Hollywood Reporter
 
“Ein hervorragendes und bedeutsames Portrait des legendären afrikanischen Politikers Patrice Lumumba (...) eine leidenschaftliche und packende Wieder-Erzählung der Geburt des heute als Zaire bekannten Landes.” Variety

“Lumumba erzählt eine Geschichte, wie sie nicht oft zu sehen ist, und er erzählt Geschichte, wie sie selten dargestellt wird.” filmpodium

Gedanken des Regisseurs Raoul Peck
"Das Schicksal von Patrice Lumumba wirkt bis heute nach wie eine Prophezeiung. In Afrika und in Europa zeigt sich Tag für Tag, dass die Gewinn- und Machtansprüche an die Dekolonialisierung nichts von ihrer Aktualität verloren haben. Nur die Methoden haben sich geändert. Was meint Unabhängigkeit in einer Welt, in der ökonomische und militärische Blöcke einander konfrontieren? Was bedeuten Demokratie, Einheit, Nation, Recht und Gesetz, wenn Konflikte zwischen Menschen und ethnischen Gruppen die öffentlichen Debatten ersetzt haben, in der Absicht Interessenskonflikte zu verbergen? Wie kam es, dass sich an Lumumba solche Brutalität, solcher Zorn entzündet haben? Warum wurde ausgerechnet er von all den Führerfiguren rundum, die ihren Machtbereich markiert hatten, von der Geschichte wegradiert? Die tragische Figur Lumumba bewegt die Gemüter heute noch so wie sie es gestern tat. Lumumba stört, er wirft Fragen auf über unser Zeitalter, über vergangene und gegenwärtige Fehler. Während 18 Monaten diente ich als Kulturminister meines Landes Haiti. Es war eine Wahl aber auch eine Notwendigkeit: wegen meiner Filme, aus Verantwortungsgefühl, und wegen eines Landes, das Generation um Generation seine Ressourcen zerstört. So erlebte ich während 18 Monaten harsche, erbarmungslose politische Streitereien, in einem Land, das noch immer zwischen hegemonischem Populismus und Demokratie schwankt, geprägt von einer geschichtlichen Entwicklung, in der das Wort "Demokratie" nie mehr Sinn bekommen hat als den einer abstrakten Idee ohne Tradition.

Nach dieser Erfahrung, die ebenso bereichernd war wie spannungsvoll, bin ich zu meinem Lumumba-Projekt zurückgekehrt. Es war eine Möglichkeit, aufgrund meiner eigenen Erfahrung, ein von Anfang an gestörtes und kompromittiertes politisches Schicksal darstellen zu können. Es war auch ein Weg zurück zu einem Territorium, dessen Konturen ich heute besser erkennen kann, eine Möglichkeit ein mörderisches Verbrechen 40 Jahre später streng in ein Protokoll zu bringen. Eine Möglichkeit über meinen Schmerz, meine Trauer, meinen Zorn hinauszukommen. Eine Möglichkeit... Der Film "Lumumba" beschäftigt sich nicht mit einem veralteten, lokalen Ereignis. Es ist vielmehr die Geschichte einer Tragödie, die nie endet, die widerhallt in allen bekannten Tragödien in Afrika und Europa, von Ruanda bis Jugoslawien. Dieser Film ist weder Heiligenverehrung noch Chronik, er sucht vielmehr eine moderne Annäherung an einen historischen Helden, unter Einbezug der romantischen und politischen, der privaten und der öffentlichen, der individuellen Geschichte und der Geschichte von uns allen." Raoul Peck

Lumumba
DR Kongo, 2000, Spielfilm
R Raoul Peck
112 Min., Französisch mit dt. UT

Raoul Peck
Raoul Peck wurde 1953 in Port-au-Prince, Haiti, geboren. Als Siebenjähriger zog er mit seiner Familie nach Kinshasa, weil sein Vater, ein landwirtschaftlicher Berater, für Lumumba arbeiten wollte, der nach dem Abzug belgischer Fachkräfte idealistisch gesinnte Mitstreiter suchte. Die so genannten Kongo-Wirren erlebte Peck als Kind aus nächster Nähe mit. Die frühen Erfahrungen von Gewalt, Aufständen und Massakern prägten ihn nachhaltig. Als Jugendlicher verließ er den Kongo, um in Frankreich, den USA und schließlich in Deutschland zu leben, wo er an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (DFFB) Regie studierte. Peck ist zudem Wirtschaftsingenieur, Journalist und Fotograf. Pecks erste Kurzfilme datieren aus dem Jahr 1982, als sein Spielfilmdebüt HAITIAN CORNER, die verstörende Charakterstudie eines nach New York emigrierten Haitianers, entstand. International bekannt wurde er 1993 mit dem Spielfilm DER MANN AUF DEM QUAI, einer beklemmenden Auseinandersetzung mit den politischen Verhältnissen in Haiti. Bereits ein Jahr zuvor entstand mit LUMUMBA: DER TOD DES PROPHETEN eine erste, essayistisch-dokumentarische Auseinandersetzung mit der Figur Lumumbas, die er 2000 mit dem Spielfilm LUMUMBA fortsetzte. Pecks Filmografie umfasst bislang zwölf Kurz-, Dokumentar- und Spielfilme, in denen er sich immer wieder mit den politischen und wirtschaftlichen Folgen des Kolonialismus beschäftigt, unter anderem 2002 in dem Essayfilm PROFIT, NICHTS ALS PROFIT.

Detailgenau rekonstruiert Peck in seinen Filmen die historischen Vorgänge und ruft die Leiden der Menschen unter dem Kolonialismus in Erinnerung: „Man vergisst“, meinte der Regisseur einmal, „dass die Mehrheit der Welt überhaupt keinen Zugang zu diesen Bildern hat. Man vergisst, dass es andere Arten gibt, die Welt zu sehen.“

Sein Film SOMETIMES IN APRIL über den Genozid in Ruanda lief während der „Berlinale“ 2005 im Wettbewerb. Neben seiner Arbeit als Filmemacher bekleidete Peck 1994 eine Professur an der New York University. Außerdem amtierte er von 1995 bis1997 unter Präsident René Préval als Kulturminister Haitis. Für einige Jahre fungierte er als Präsident der Commission d’Aide au Cinéma Fonds Sud, einem wichtigen französischen Fonds zur Unterstützung von Filmemachern/innen aus so genannten Entwicklungsländern. Derzeit lebt Raoul Peck in Paris und New York.

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