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Anerkennung des Völkermords in Namibia: Eine offizielle Entschuldigung bei und Verhandlungen mit den Ovaherero und Nama müssen folgen!

10.7.2015. Vor dem Hintergrund des großen öffentlichen Drucks der Zivilgesellschaft, aus Politik und Presse in Namibia und Deutschland hat nun laut DPA nach dem Bundestagspräsidenten auch die Bundesregierung den Genozid in Namibia offiziell anerkannt und Bereitschaft zu Entschädigungszahlungen signalisiert. Das ist ausdrücklich zu begrüßen.

Doch die gewählte offizielle Formulierung „Der Vernichtungskrieg in Namibia von 1904 bis 1908 war ein Kriegsverbrechen und Völkermord.“ kann nicht befriedigen: Der offensichtliche Anachronismus (den Staat Namibia oder eine namibische Nation, an der ein Völkermord hätte begangen werden können, gab es damals nicht) lässt den Verdacht aufkommen, dass die bis heute direkt vom Völkermord und den damit einhergehenden Enteignungen betroffenen Ovaherero und Nama von den Verhandlungen über Entschädigung weiterhin ausgeschlossen bleiben sollen.

Verstärkt wird dieser Eindruck  dadurch, dass von der Bundesregierung offen gelassen wird, ob es eine förmliche deutsche  Bitte um Entschuldigung gegenüber den Ovaherero und Nama geben wird oder weiterhin nur paternalistisch von einer «besonderen historischen Verantwortung Deutschlands gegenüber Namibia und seinen Bürgern» nicht aber von einer historischen Verantwortung Deutschlands für den nun anerkannten Völkermord an den Ovaherero und Nama gesprochen wird.

Angesichts der noch unerfüllten Forderungen des Bündnisses wird es seine Initiative „Völkermord ist Völkermord!“ bis zum 111. Jahrestag des deutschen Genozidbefehls am 2. Oktober 2015 fortsetzen und weitere Unterstützer*innen zu gewinnen suchen.

Der OvaHerero-Aktivist Israel Kaunatjike vom NGO-Bündnis sagt: „Wir begrüßen die überfällige Anerkennung des Genozids und werten sie als großen Erfolg unseres jahrelangen Kampfes. Aber die Formulierung der deutschen Regierung lässt befürchten, dass an keine förmliche Entschuldigung gegenüber den Ovaherero und Nama gedacht ist. Schlimmer noch: Als direkt vom Völkermord betroffene und damals enteignete Gesellschaften sollen wir offenbar auch nach der förmlichen Anerkennung des Genozids von den laufenden Entschädigungsverhandlungen zwischen der deutschen und der namibischen Regierung ausgeschlossen bleiben. Wir werden das niemals hinnehmen!“

Appell, Regierungsantwort, Oppositionsanträge, etc.: http://genocide-namibia.net/

Kontakt Bündnis „Völkermord verjährt nicht!“: 01799 100 976, buero[at]berlin-postkolonial.de

OvaHerero Paramount Chief Adv. Rukoro: +264811436611 bzw. +264811006691

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