Historique d'AfricAvenir
[Translate to français:] Gründung in Douala
Krise & Exil in Deutschland
Gründung der deutschen Sektion
Wiedereröffnung in Douala
Unterstützung aus Österreich
Gründung der Namibischen Sektion 2007
Gründung weiterer Sektionen
Zukunftspläne
Histoire d'AfricAvenir
AfricAvenir fut créer par le Professeur Kum'a Ndumbe III et un groupe de chercheurs et activistes camerounais au début des années 1980. En 1985, le premier grand projet fut réalisé - la création d'une maison de publication, qui démarra son programme par l'édition de plusieurs ouvrages de jeunes auteurs camerounais. En 1987 la construction du batiment d'environ 2100m² est terminé et en 1990 AfricAvenir deviens officiellement une fondation. L'an 2000 marque la création d'une section allemande à Berlin. Depuis 2007 une section existe aussi à Windhoek en Namibie et depuis 2012 à Cotonou au Bénin. Voici seulement quelques dates clées dans une histoire passionantes et pleines de défis.
Prof. Kum'a Ndumbe III: AfricAvenir stellt sich vor
[Translate to français:] So fing es an....
Es war im Kultus- und Informationsministerium. Im Jahre 1983. In Yaoundé, der Hauptstadt Kameruns. Wir saßen im feierlichen Sitzungsraum. Wir, das Direktorium des kamerunischen Schriftstellerverbandes APEC, und auf der anderen Seite saß der Minister mit seinen Direktoren. Wir redeten aneinander vorbei. Wir erbaten vom Minister Unterstützung, damit der Schriftstellerverband einige Bücher drucken konnte, Lesungen und Vorträge halten durfte. Wir hatten kein Geld, um einen Raum zu mieten, wir hatten kein Geld, um Bücher zu drucken. Die Mitgliedsbeiträge hätten uns vielleicht eine Kaffepause gegönnt, aber mehr nicht.
Über hundertdreißig Schriftsteller waren registriert, aber nur kurz vor der Vollversammlung entrichteten wenige ihre Pflichtbeiträge. Die Chinesen hatten in Yaoundé ein prächtiges Zentrum gebaut und es dem Staat Kamerun geschenkt. Das Gebäude oblag der Verwaltung des Kultus- und Informationsministers. Die Schriftsteller wollten in diesem Konferenzzentrum regelmäßig mit der Bevölkerung in Berührung kommen, lesen, austauschen, diskutieren. Der Minister fand die Idee herrlich. Dann fragte er, ob wir in den Gedichten und Romanen auch den Staatspräsidenten loben und rühmen, ob der Schriftstellerverband dies denn besonders fördere.
Als Präsident des Schriftstellerverbandes versuchte ich diesem höheren Beamten darzulegen, daß dies nur Privatsache eines einzelnen Schriftstellers sein konnte, zu loben und rühmen, wen er wollte. Dies könne jedoch von einem Schriftstellerverband nicht geleistet werden. Der Minister meinte, wir verstünden das Geschäft von Geben und Nehmen nicht. Deshalb habe er auch kein Geld, um Räume für Lesungen und Vorträge von Schriftstellern und Intellektuellen zur Verfügung zu stellen, deshalb habe er auch kein Geld, um Bücher von Schriftstellern drucken zu lassen. Zehn Jahre lang war ich Präsident des Schriftstellerverbandes.
Zehn Jahre lang führte ich ähnliche Gespräche, egal wer das Amt des Kultus- und Informationsministers ausübte. Manchmal hatten wir ein wenig Erfolg und bekamen etwas Geld, oft aber gingen wir leer aus. Seit jenen achtziger Jahren habe ich mich entschlossen, mein Leben lang mich dafür einzusetzen, daß nicht nur Schriftsteller und Intellektuelle, sondern daß unser Volk überhaupt die Möglichkeit der freien Meinungsäußerung hat und über Strukturen verfügt, die den freien Gedankenaustausch tragen. Dies war meine erste große Erfahrung mit etablierten Politikern, aber auch eine persönliche Herausforderung. Parallel zu meiner Tätigkeit als Präsident des Schriftstellerverbandes lehrte ich Internationale Beziehungen an der Universität Yaoundé mit einem Schwerpunkt auf die Entwicklung der Beziehungen zwischen Afrika und Europa seit Jahrhunderten. Der Lobgesang, den Bücher europäischer Autoren über den Kolonialismus anstimmten, war mir schleierhaft. Je weiter ich in meine Forschungen kam, desto erschütterter wurde ich angesichts der tiefgreifenden Zerstörungen der afrikanischen Gesellschaften und des afrikanischen Menschen. Unsere Länder hatten nach der Unabhängigkeit Regierungen aufgestellt, Präsidenten gewählt und Minister ernannt. Aber je genauer ich hinschaute, desto mehr entdeckte ich, wie europäisch geprägt die afrikanischen Intellektuellen und Machthaber waren, wie außenorientiert und wie wenig afrikanisch sie überhaupt dachten. Und es ging doch darum, afrikanische Probleme auf afrikanischem Boden zu lösen. Die meisten Entscheidungsträger kamen mit europäischen Auslaufmodellen, um afrikanischen Schwierigkeiten Herr zu werden. Viele meinten ehrlich, auf diesem Wege die Länder Afrikas zu entwickeln. Es entstand aber nur Frust in der Bevölkerung, die Menschen hörten auf, sich für das Schicksal des Landes zu engagieren. In der Diktatur nach der Unabhängigkeit versuchte jeder nur noch für sich und für seine Familie zu überleben. Die Enttäuschung führte allzu oft zur Resignation in vielen Ländern Afrikas. Der Enthusiasmus des Kampfes am Ende der Fünfziger Jahre war längst verschollen.
Meine Motivation wurde immer größer, etwas außerhalb der diktatorischen staatlichen Strukturen zu versuchen, eine kleine Nische zu schaffen, die es erlaubte, daß neue Gedankenströme entstehen, daß eine andere Sichtweise unseres gemeinsamen Schicksals von mutigen Bürgern artikuliert wurde. Einen Freiraum schaffen.... Eine Idee ließ mich nicht mehr los: wir müssen einen Freiraum schaffen, eine Stätte des Gedanken- und Erfahrungsaustausches, eine kleine Insel der Hoffnung mitten in der Willkürherrschaft, einen Treffpunkt zum gegenseitigen Anspornen für kühne Ideen und großzügige Initiativen zur Rückgewinnung der Eigeninitiative in der Bevölkerung. Unsere Völker müssen ihr Schicksal wieder in die eigene Hand nehmen können. Das wird nicht von Außen kommen, trotz der offiziellen Reden in den internationalen Beziehungen. Das wird aber auch nicht von den einheimischen Diktatoren kommen, die die kleinste Bewegung zu kontrollieren gedenken, die eine großzügige Initiative der Bürger als Subversion einstufen. Wie können wir Afrikaner des Ende des zwanzigsten Jahrhunderts zu uns selbst wieder kommen, uns zurückbesinnen, unser menschliches und persönliches Gleichgewicht wiedergewinnen, Vertrauen zu uns selbst haben und so die Grundlage für einen neuen Sprung in das nächste Jahrtausend schaffen ? Nur so wird nachhaltige Entwicklung in unseren Ländern entstehen.
Ich führte lange Gespräche mit Kollegen, die Minister geworden waren. Manche teilten meine Ansicht, aber ich verstand schnell, daß denen gerade als Minister die Hände gebunden waren und wer versuchte, sich ernsthaft in diese Richtung zu wagen, verlor alsbald seinen Posten. Ich wußte also von Anfang an, daß ich zum Aufbau AfricAvenirs keine Subvention vom kamerunischen Staat zu erwarten hatte. Die Idee wurde von vielen Freunden getragen, aber wie sollte ein solches Unternehmen in einem Land wie Kamerun finanziert werden? Dann wollte auch kaum jemand sein Geld in eine Sache stecken, die kein Geld wiederbringt, zumal die meisten mit ihrem Gehalt ihre eigene Familie nur schwer ernähren konnten. Mir blieb nichts anderes übrig als selbst sehr sehr hart zu sparen, enge Vertraute um materielle Unterstützung, und meine Familie um Verständnis zu bitten.
Die erste Realisierung: Buchhandlung und Pressehaus
Ende 1987 stand das Gebäude mit der großen Halle und sieben großen Räumen fertig, wir hatten aber kein Geld mehr, irgendeine Arbeit zu leisten. Im April 1990 wurde aber offiziell und feierlich AfricAvenir als Zentrum für Kreativität und Forschung mit einer internationalen Buchhandlung und einem ebenso internationalen Pressehaus in Duala eröffnet. Sehr schnell wurde AfricAvenir zu einer Begegnungsstätte.
Schriftsteller signierten ihre Bücher, Intellektuelle trafen sich zum Gedankenaustausch, Schüler verkehrten in der Mittagszeit in der Buchhandlung und viele Bürger informierten sich dank der neu zugelassenen nationalen Zeitungen und anhand zahlreicher ausländischer Zeitschriften. Wir merkten aber schnell, daß die meisten Leute kein Geld hatten, für sie interessante Bücher oder informative Zeitungen oder Zeitschriften zu kaufen. So entstand die Idee einer Informationsbörse. Eine kleine Gruppe von Freiwilligen las die Zeitungen, kopierte Teile daraus und klebte sie auf einer großen Tafel, die draußen angebracht wurde. Tag und Nacht kamen Leute und lasen und lasen.
Als die demokratische Öffnung auch in Kamerun sich meldete, politische Parteien zugelassen und Wahlen abgehalten werden durften, entwickelte sich AfricAvenir zu einem zentralen Anziehungspunkt. Im Oktober 1992 wurden Präsidentschaftswahlen in Kamerun organisiert. Damals absolvierten einige deutsche Studenten der Politikwissenschaft und Informatik ein Praktikum in AfricAvenir. Mit ihren kamerunischen Kollegen und Mitarbeitern AfricAvenirs stellten wir eine Informationsbörse zu den Wahlen auf. Analysen zum demokratischen Aufbruch, Eigeninitiativen der Bürger, Wahlkampagne, Wahlergebnisse, alles wurde am Computer analysiert, ausgedruckt und an der Tafel draußen ausgehängt. Auch Armeeoffiziere kamen vorbei, um zu lesen. Dann kamen die Drohungen, wir sollten aufhören.
Die Geheimpolizei durchsuchte täglich das Pressehaus, um unliebsame Zeitungen zu entfernen. Wir wehrten uns, denn alle zugelassenen Zeitungen sollten den Bürgern in AfricAvenir zur Verfügung stehen. Es kam manchmal zu Rangeleien, wenn die Polizei kam, denn die Bevölkerung unterstützte die Arbeit AfricAvenirs. Dann kamen Morddrohungen und Versuche der Festnahme. Die Bevölkerung hielt vor meinem Gartentor Wache. Auf der anderen Straßenseite die Geheimpolizei. Sechs Wochen lang. Dann sagte ein Polizist, eines Tages werde man AfricAvenir mit einer Bombe in die Luft sprengen. Ich mußte das Land mit Unterstützung der deutschen Botschaft, des deutschen Akademischen Austauschdienstes und der Freien Universität Berlin verlassen. Polizeiliche Einschüchterung und regelmäßige Einbrüche AfricAvenir stand aber noch auf ganz schwachen Füßen.
Aufgeben? Nein, weitermachen. Irgendwie.
Die Einbrüche fingen an, als ich noch in Duala war. Computer wurden entfernt, Drucker, Faxgeräte, Bücher in der Buchhandlung. Einmal wurde eingebrochen, trotz Nachtwächter, die manchmal in einem erbärmlichen Zustand am Boden festgeschnürrt und blutend gefunden wurden. Dann zweimal, dreimal...elfmal. Zum Schluß machten die Nachtwächter sogar mit. Und nach jedem Einbruch lag AfricAvenir am Boden. Wir mußten immer wieder von vorne anfangen, bis Ende 1995. Die Buchhandlung hatte Pleite gemacht, das Pressehaus existierte nicht mehr, die EDV-Anlage mit Copyshop hatte ihre Seele aufgegeben. AfricAvenir war nur noch ein Schatten seines selbst. Wenn ich irgendwann mal nach Kamerun kam und zu AfricAvenir ging, fragte ich mich selbst, ob diese Räume mit abgetretenem Fußboden , halbleeren Regalen , abgestellten Maschinen das Resultat so vieler Jahre Opfer und Energie sein konnte. Viele Mitarbeiter gingen, sie hatten zu lange und zu hart gearbeitet, manchmal ohne monatelang ein Gehalt zu bekommen. Wie sollte es weitergehen? Die Herausforderung bestand nun darin, AfricAvenir überhaupt geöffnet zu halten, jeden Tag, auch in einem schlechten materiellen Zustand. Wir hatten kein Budget, um laufende Kosten zu bezahlen. Dennoch hat AfricAvenir überlebt, und wir machen weiter. Immer noch mit der gleichen Fragestellung: wie können wir der Bevölkerung eine Struktur anbieten, die erlaubt, Ängste auszusprechen, Hoffnungen auszudrücken, Initiativen umzusetzen, um ein anderes, überlebensfähiges und stolzes Afrika aufbauen zu helfen ? Wie kann diese Struktur auch eine Diktatur, die sich ein demokratisches Aushängeschild verpassen will, überleben und die Zivilgesellschaft wesentlich stärken ?
Eine kleine Stiftung unterstützt hartnäckig den Demokratisierungsprozeß
Im Mai 1993 wurde die Stiftung AfricAvenir mit zwei Haupteinrichtungen gegründet. Das schon bestehende Zentrum für Kreativität und Forschung AfricAvenir wurde einbezogen, und das Institut für Entwicklung, internationale Zusammenarbeit und Frieden als aufzubauende Struktur vorgesehen. Die Idee war, hochqualifizierte Afrikaner in Fragen der Entwicklung, der internationalen Kooperation und des Friedens auszubilden.
Dank einer Zusammenarbeit zwischen dem Ökumenischen Studienwerk der evangelischen Kirche in Bochum und AfricAvenir, der Freien Universität und der Technischen Universität in Berlin wurde ein Doktorandenprogramm für Stipendiaten AfricAvenirs aufgestellt. Zur Zeit arbeiten vier Doktoranden AfricAvenirs an ihrer Promotion, und drei weitere sollen vor Ende des Jahres mit einem Stipendium ihre Doktorarbeit aufnehmen. Diese Kandidaten werden einer Sonderausbildung unterzogen. Neben der Doktorarbeit müssen sie praktische Erfahrung in der Entwicklungszusammenarbeit sammeln, Projekte konzipieren, finanziell absichern und ausführen. Am Ende der Forschungszeit müssen sie neben der Doktorarbeit auch ein großes Projekt mit finanzieller Absicherung vorlegen, das sie dann einige Jahre in AfricAvenir ausführen werden.
Mit diesen jungen Wissenschaftlern soll das Institut für Entwicklung, internationale Zusammenarbeit und Frieden in Duala im Wintersemester 1999/2000 die Arbeit aufnehmen. Bis dahin aber sollen Seminare und afrikanische Palaver in AfricAvenir die Arbeit des Instituts vorbereiten. Die drei letzten Seminare und Palaver fanden von Januar bis April 1997 in Duala und Yaoundé statt. Diese Arbeit wurde in einer engen Kooperation mit der deutschen Heinrich-Böll-Stiftung ermöglicht. Zentralthema der drei Seminare und Palaver war der demokratische Prozeß und seine Beziehung zur Entwicklung in Kamerun und in Afrika allgemein. Eine Grazerin, Frau Miriam Teschl, absolvierte zu der damaligen Zeit ein Praktikum in AfricAvenir und war aktives Mitglied des Sekretariats dieser Seminare und Palaver. Ich hoffe sehr, daß sie die Gelegenheit gehabt hat, über ihre Erfahrungen in AfricAvenir hier in Graz zu berichten. Parallel zu den Seminaren und Palavern bietet AfricAvenir seit 1994 auch Möglichkeiten, Projekte der Entwicklungszusammenarbeit durch afrikanische Teams zu evaluieren.
Die Evaluierungen
Der erste Auftrag kam von der Landesregierung Hessens in Wiesbaden. AfricAvenir lieferte eine zweibändige Arbeit mit dem Titel: „Evaluierung der Entwicklungszusammenarbeit hessischer Organisationen in Kamerun“ im November 1994. Ein Jahr später folgte im Auftrag der Konrad-Adenauer-Stiftung die „Evaluierung des Regieprojekts Politische Bildung Westafrika“. Gemeinsam mit dem Hamburger Kollegen Andreas Mehler wurde die Unterstützung des Demokratisierungsprozesses durch die Konrad-Adenauer-Stiftung in den Ländern Benin, Togo, Mali, Niger und Burkina Faso evaluiert. Ein weiterer Auftrag kam von der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit GTZ. Im August 1996 wurde die bestellte Studie über „Krisenprävention mit Mitteln der Nothilfe und der Entwicklungszusammenarbeit in Ruanda“ geliefert, und drei weitere Aufträge folgten. Zur Zeit arbeiten drei Mitglieder AfricAvenirs an dem Projekt „Krisenprävention in Ruanda“ in Kigali.
Mit diesen konkreten Beispielen wird die internationale Dimension der Arbeit von Mitgliedern AfricAvenirs klarer gestellt und afrikaweite Erfahrungen werden vor dem offiziellen Eröffnen des Instituts gesammelt. Mit dem Institut für Entwicklung, internationale Zusammenarbeit und Frieden will AfricAvenir für verschiedene staatliche und nichtstaatliche Zielgruppen, die sich in entsprechenden Fragen engagieren, hochqualifizierte Serviceleistungen, aber auch praktische Ausbildung anbieten. Dies soll später intensiver von Duala aus betrieben werden. Eine Infobörse mit Datenbank Wir standen schon Anfang der neunziger Jahre vor der Frage, eine strukturierte Informationsbörse zu schaffen.
Nach den Schwierigkeiten von 1992 gingen wir dazu über, eine Bibliothek in AfricAvenir einzurichten. Da wir über kein Budget verfügten, so viele Bücher auf einmal zu kaufen, bot ich der Stiftung meine eigene Bibliothek von etwa über vier Tausend Büchern als Grundstock an. Seitdem vermehrt sich der Stock jedes Jahr, und ein großes Projekt will nun die Bibliothek AfricAvenirs auf mindestens fünfzehn Tausend Bücher vergrößern. Gleichzeitig soll eine Datenbank aufgebaut werden, die mit anderen Datenbanken in Afrika und in der Welt vernetzt ist. Der Schwerpunkt dieser Datenbank soll angewandte Technologie für Afrika, innovative ökonomische Wege, Demokratisierung und Krisenprävention sein. Zur Zeit beschäftigt sich ein Mitarbeiter AfricAvenirs mit dem Aufbau dieser Datenbank im Projekt „Krisenprävention in Ruanda“ in Kigali, damit eine Afrikainterne und eine internationale Vernetzung gesichert und auch bezahlbar ist. Zweimal, als wir versuchten, die Datenbank in Duala einzurichten, wurde jeweils in der gleichen Nacht nachdem die Arbeit fertig gestellt wurde, der gesamte Computer „gestohlen“. Diese „Diebstähle“ beeindrucken uns heute wenig, und wir machen weiter.
Ich habe im Januar in meiner Eröffnungsrede zu den Seminaren über den Demokratisierunsprozeß in Kamerun unsere Mitbürger der Geheimpolizei herzlich eingeladen, an den Diskussionen in AfricAvenir teilzunehmen, anstatt die Institution nur vom Hörensagen oder nur nachts, wenn niemand da ist, kennen lernen zu wollen. Eine eigene Druckerei mit Verlagshaus Als wir 1990 AfricAvenir eröffneten, bestand unser Traum darin, den verschiedenen Zielgruppen Informationen zur Verfügung zu stellen, aber auch die Arbeit dieser Zielgruppen zu dokumentieren und für uns wichtige Meinungen zu verbreiten. So gingen wir dazu über, Bücher zu veröffentlichen. Nach acht Titeln mussten wir die Arbeit einstellen, weil wir nicht in der Lage waren, so hohe Druckkosten laufend zu tragen. Wir bestellten eine Studie und kamen zu dem Schluss, eine eigene Druckerei aufzubauen. Sie sollte die Veröffentlichungsarbeit der Stiftung tragen können, aber gleichzeitig auch privatwirtschaftlich arbeiten, um teilweise einige laufende Kosten AfricAvenirs decken zu können.
Ende Januar dieses Jahres waren wir soweit. AfricAvenir hat nun eine eigene Druckerei mit einer TOK-Heidelberg, einer Kors-Heidelberg, einem kompletten Labor, einer Schneidemaschine, einem Tiegel usw.. Diese Druckerei wurde in einer gemeinsamen Finanzierung AfricAvenirs, des Landes Hessen über den Weltladen Kassel, des Landes Berlin über den AfricAvenir-Förderverein Berlin, der Stiftung Umverteilen, des Ökoladen Rostock ermöglicht. Heute fehlen nur Mittel für laufende Kosten für etwa ein Jahr, um diese moderne Druckerei betriebswirtschaftlich in Gang zu halten. So ist nun die Verlagseinheit AfricAvenirs dabei, einen Plan für eine große Publikationsreihe vorzustellen. Aber auch dafür müssen Mittel gefunden werden, denn die Verlagsarbeit ist in einem afrikanischen Land äußerst schwierig.
Unsere Absicht besteht darin, Informationen nicht nur in offiziellen Sprachen wie Französisch und Englisch, sondern vor allem auch in einheimischen afrikanischen Sprachen zu drucken, ob es nun um das Wahlgesetz, oder um die erträglichere Anbaumethode von Manioc geht. Die Kollegen in Duala arbeiten zur Zeit über eine Studie zu einem Vertriebssystem für diese gedruckten Informationen in den Ländern der zentralafrikanischen Region. „Warum baut ihr keine Brunnen auf Dörfern ohne Wasser? Dafür hätten wir Budgetlinien, um AfricAvenir zu unterstützen„ Oder: „Warum kümmert ihr euch nicht um die Grundbedürfnisse der Bevölkerung wie Ernährung, Gesundheit? Da hätten wir euch mitfinanzieren können“ Oder “Warum habt ihr keine ausgesprochen landwirtschaftlichen Projekte? Da hätten wir eine finanzielle Priorität setzen können.“ Viele ähnliche Argumente und Antworten bekamen wir, als wir nach fast acht Jahren Eigenfinanzierung dann versuchten, internationale Unterstützung zu bekommen. Unsere Antwort war unweigerlich immer die gleiche: Ja, wir kennen die Prioritäten der internationalen Entwicklungszusammenarbeit für Afrika. Wir haben auch einige Erfahrung darüber gewonnen, wie diese Prioritäten sich entwickeln, und wie abwesend die Afrikaner in den Gremien sind, welche solche Prioritäten setzen.
AfricAvenir möchte gerade, daß die Diskussion vor Ort in Afrika stattfindet, daß verschiedene involvierte Gruppen über ihre Gegenwart und Zukunft diskutieren, selber Prioritäten als Kompromißlösung von verschiedenen Strömungen setzen, sich dafür engagieren und internationale Partner dafür gewinnen. Ein solches breites Dialogforum anzubieten bleibt die Priorität der Arbeit AfricAvenirs. Dafür suchen wir Partner weltweit. Ein herausforderndes Gesamtprogramm Anfang April dieses Jahres wurde ein dreijähriges Programm für die Arbeit AfricAvenirs vorgestellt, und die Umsetzung wird zur Zeit in verschiedenen Gremien diskutiert. Es geht darum, alle vorgesehenen Einheiten, sowohl des Zentrums für Kreativität und Forschung als auch des Instituts für Entwicklung, Internationale Zusammenarbeit und Frieden vor dem Jahre 2000 auch tatsächlich in Betrieb zu bringen. Das Zentrum soll die Druckerei, den Verlag, die EDV-Anlage mit Datenbank und die Einheit für Kunst und NGO-Förderung in den drei Jahren aktiv in Gang bringen. Das Institut soll zur gleichen Zeit eine Struktur über die angewandte Forschung mit Beratungstätigkeit aufstellen, eine kleine Einheit für Aus- und Fortbildung und letztendlich eine Struktur für erziehungsbezogene Medienproduktionen.
Ein neues Gebäude soll gebaut werden und die Arbeit der gesamten Stiftung anstelle der großen undicht gewordenen Halle beherbergen. In den drei Jahren soll sich auch die Struktur der Stiftung konsolidieren und sich weitgehend von der Person des Stiftungsgründers unabhängig machen. Neue Köpfe sollen in den Verwaltungsrat der Stiftung hoffentlich noch in diesem Jahr eintreten, und eine eigene Direktion soll jeweils für das Zentrum und für das Institut geschaffen werden. Wir hoffen dadurch die große Krankheit AfricAvenirs heilen zu können, nämlich das Problem des Managements. Dafür müssen wir für die drei Jahre ein Budget für laufende Kosten finden, denn die ehrenamtliche Arbeit hat längst ihre unüberwindbaren Grenzen gezeigt. Die Jahre 1997 bis 1999 werden für die Herausforderung AfricAvenirs von entscheidender Bedeutung sein. Das ist sehr ambitiös, werden Sie denken, und das stimmt auch. Aber die heutige Herausforderung in Afrika verlangt großzügige Ideen, ambitiöse Antworten und gewagte Maßnahmen.
Nicht prunkvolle Paläste, die mit veruntreuten Geldern gebaut wurden, sondern Stätten der Begegnung, des Austausches, an denen die Zukunft der afrikanischen Länder durch eigene Bürger diskutiert, mitgestaltet wird, an denen Kompromisse ausgearbeitet werden und praktikable Lösungen für verschiedene Fragen der Entwicklung, der regionalen und internationalen Zusammenarbeit und des Friedens konsensuell gefunden werden, dies ist, was Afrika dringend braucht, um zu einem ausgewogenen Gleichgewicht im anbrechenden Jahrhundert zu gelangen.
Dafür bin ich dieser Stadt Graz sehr dankbar, denn sie empfing mich vom ersten Tag an, als ich vor drei Jahren meinen Fuß zum ersten Mal auf den Boden ihrer Ahnen setzte. Ich hielt einen Vortrag mit der Überschrift: „Ich bin zum Leben, nicht zum bloßen Überleben geboren“ Ein Mensch verstand besonders meine Botschaft. Es war Herr Emil Breisach, Präsident der Akademie Graz, die mich eingeladen hatte.
Dann kam ich ein zweites Mal und hielt einen Vortrag über „Die Knechtschaft des Geldes und die Herausforderungen des afrikanischen Schicksals“. Herr Emil Breisach machte mich mit dem Bürgermeister Stingl bekannt, und ich war von der Rede des ersten Bürgers dieser Stadt sehr beeindruckt, weil er das gemeinsame Schicksal der einen Welt im anbrechenden Jahrhundert so deutlich unterstrich. Später sprach Herr Breisach von der Unterstützung des Bürgermeisters von Frohnleiten.
Ich bin sehr angetan, heute die Bekanntschaft mit seinem Stellvertreter machen zu dürfen. Aber AfricAvenir und die Akademie Graz sind seit einigen Wochen vertraglich verbunden, das ist eine angenehme Errungenschaft und ich kann nur hoffen, daß diese Zusammenarbeit beide Seiten bereichern und allen große Freude bereiten wird.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, bitte tragen Sie es mir nicht nach, daß ich so ausführlich sein wollte, obwohl mir wenig Zeit übrig blieb, die Schwächen AfricAvenirs deutlicher darzulegen. Ich habe versucht, mich auf die Ambitionen zu konzentrieren, um die zu leistende Arbeit klarer darzustellen.
Viele meiner kamerunischen Mitbürger haben mir vorgeworfen, kein anständiges eigenes Haus gebaut zu haben, und dafür mein Vermögen in eine solche Institution gesteckt zu haben. Ich entgegnete stets, daß ich seit Geburt ein Dach über den Kopf gehabt habe und hoffe, daß nach meinem Ableben die Idee AfricAvenirs von manchen Staaten Afrikas eines Tages realisiert wird, und daß wir auf der weiten Welt Partner finden werden, welche diese Idee wohlwollend mittragen können. Das ist mir mehr wert als ein eigenes anständiges Haus. Ich bitte Sie, als meine Freunde in diesem Land, mich zu unterstützen, dem Frieden auf diesem Wege zu dienen.
von Professeur Dr. phil. habil. Kum’a Ndumbe III.
Akademie Graz, 30. Mai 1997