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Newsletter Nr 1: Wanderausstellung freedom roads! koloniale straßennamen / postkoloniale erinnerungskultur

In vielen deutschen Städten erinnern Straßennamen nach wie vor an einst eroberte Gebiete, würdigen koloniale Akteure oder tragen rassistische Bezeichnungen. Wie andere Spuren des Kolonialismus vor Ort werfen die zahlreichen Schilder zentrale Fragen auf: Wie können wir mit der kolonialen Erblast unserer Städte umgehen? Welche Arten von Erinnerungskulturen sind unserer globalisierten Lebenswelt angemessen? Wie kann der Stadtraum zum kritischen Lernort der Migrationsgesellschaft werden?  

Über das Gedenken an die Berliner Afrika-Konferenz vor 125 Jahren hinaus sind die Jahre 2010-2012 von besonderer Bedeutung für die Erinnerung an den deutschen Kolonialismus in Afrika: Vor 50 Jahren errangen zahlreiche afrikanischen Länder, darunter auch ehemalige deutsche Kolonien, ihre staatliche Unabhängigkeit. Vor 20 Jahren konnten sich schließlich auch die Menschen in Namibia,,der einstigen Kolonie "Deutsch-Südwestafrika", von der Fremdherrschaft befreien. Diese Erinnerungsjahre nehmen wir zum Anlass, das beteiligungsorientierte Wanderausstellungsprojekt freedom roads! auf den Weg zu bringen.

Die erste Station der Ausstellung wird der Wedding in Berlin-Mitte sein, wo sich mit dem "Afrikanischen Viertel" eines der größten Kolonialviertel Deutschlands befindet. Auf Initiative zahlreicher Organisationen und Einzelpersonen ist in 2009-2010 erstmals erreicht worden, dass im Stadtbezirk Friedrichshain/Kreuzberg ein kolonialer Straßenname geändert wurde und nun eine afrodeutsche Dichterin und Aktivistin gewürdigt wird: Das Gröbenufer, benannt nach dem Begründer der brandenburgisch-preußischen Sklavenfestung "Großfriedrichsburg" in Ghana, wurde am 27. Februar 2010 in May-Ayim-Ufer umbenannt.   

Nun hat auch die in Berlin-Mitte regierende SPD beschlossen, sich für eine Umwandlung des "Afrikanischen Viertels" zu einem überbezirklichen, wenn nicht gar nationalen postkolonialen Erinnerungsort einzusetzen. Dabei sollen auch die nach den deutschen "Kolonialbegründern" benannten Straßen Petersallee, Lüderitzstraße und Nachtigalplatz umbenannt werden. Die neuen Straßennamen sollen Frauen ehren, die Opfer des Kolonialismus wurden oder im antikolonialen Widerstand aktiv waren. 

Pressemitteilung der SPD Berlin-Mitte: http://www.freedom-roads.de/pdf/spd_erinnerungsortafrviertel.pdf

Ausstellung, Kunst im öffentlichen Raum, Begleitprogramm, Webdebattenforum
Das Projekt freedom roads! koloniale Straßennamen / postkoloniale Erinnerungskultur greift die aktuelle Debatte auf und wird den erinnerungskulturellen Prozess im "Afrikanischen Viertel" kritisch begleiten.

  • Ausstellung freedom roads!
    Freitag, 27.8. bis Sonntag, 3.10.2010
    Galerie im Kurt Schuhmacher Haus
    August Bebel Institut
    Müllerstraße 163, Berlin-Mitte (U-und S-Bahn Wedding)
  • Weiße Flecken Topographie, Kunstprojekt im öffentlichen Raum  
  • Webdebattenforum zur Diskussion über den Umgang mit kolonialen Straßennamen (ab 27. August 2010)
  • vielfältiges Begleitprogramm (Stadt- und Museumsführungen, Performances, Diskussionen, KreativWorkshops, Seminare)      http://www.freedom-roads.de/frrd/veranst.htm

freedom roads! und Weiße Flecken Topographie werden im Zeitraum von 2011-2012 in andere Städte wandern, wo wir dann gemeinsam mit Initiativen und Kulturschaffenden vor Ort lokale Aspekte der Thematik aufgreifen und ausstellen wollen. Zum Finale kehrt die gewachsene Ausstellung zurück nach Berlin, wo 2012 begleitend eine internationale Tagung stattfinden wird.  

Wir würden uns freuen, wenn Städte und Kommunen, Initiativen und Ausstellungshäuser, die an einer Beteiligung und Übernahme interessiert sind, mit uns Kontakt aufnehmen: 

Christian Kopp, Berlin Postkolonial e.V. info(at)freedom-roads.de
HMJokinen, Projekt afrika-hamburg.de art(at)freedom-roads.de

Einladung zur Beteiligung
Die Webseite http://www.freedom-roads.de informiert über die kolonialen Straßennamen und die bisherigen Straßenumbenennungsinitiativen in Deutschland und im Ausland. Die Dokumentation wird kontinuierlich weitergeführt. Wir freuen uns über Anregungen, Hinweise, Korrekturen, Weblinks und Fotos aus deutschen, europäischen und ebenso außereuropäischen Orten mit kolonialen Straßennamen und Straßenumbenennungsinitiativen.

Mit den besten Grüßen aus Berlin und Hamburg

Das freedom-roads!-Team

Christian Kopp, Historiker, Kurator
Berlin Postkolonial e.V.
info(at)freedom-roads.de

HMJokinen, Künstlerin, Kuratorin
Projekt afrika-hamburg.de
art(at)freedom-roads.de

Katja Kellerer, Tagungsorganisation

Marius Krohn, Projektrecherche

Vincent Lebrun, internationale Recherche

Mike Korsonewski, internationale Recherche

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