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Afrique - Europe - Interact: taz Beilage zum WSF

In der bundesweiten Ausgabe der Tageszeitung “taz” ist am 24.12. eine 4-seitige Beilage zur Bamako-Dakar-Karawane erschienen, die auch weiter unten runtergeladen werden kann. Die Zeitung ist auch als Handexemplar erhältlich. Wer Interesse an weiteren Exemplaren hat, möge sich bitte an nolagerbremen@yahoo.de wenden. Ab 7. Januar werden die Texte der Zeitung auch auf französisch und englisch zur Verfügung stehen.

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Afrique - Europe - Interact

Beteiligte…


Afrique-Europe-Interact ist ein kleines, transnational organisiertes Netzwerk, welches im Oktober 2009 gegründet wurde. Beteiligt sind AktivistInnen aus Mali, Deutschland, Österreich und den Niederlanden – Interessierte sind jederzeit willkommen!

In Mali haben sich etwa 10 Gruppen dem Netzwerk angeschlossen (Stand: November 2010). Die meisten sind in der praktischen Unterstützung von Abgeschobenen aktiv, mehrere der Gruppen wurden von Abgeschobenen selbst gegründet. Neben direkter Hilfe spielen in der alltäglichen Arbeit insbesondere entwicklungspolitische Zielsetzungen eine zentrale Rolle. Hintergrund ist, dass Abgeschobene im Aufbau einer neuen Existenzsgrundlage unterstützt werden sollen, nicht zuletzt im landwirtschaftlichen Bereich. Erwähnt sei aber auch, dass einige der Akteure andere Schwerpunkte haben: Die „Mouvement des Sans Voix“ (MSV) arbeitet zum Beispiel mit Betroffenen von (Land-)Vertreibungen zusammen, ganz ähnlich die „Union des déguerpis des terres au Mali“. Als Ansprechpartner von Afrique-Europe-Interact fungiert in Mali bzw. Afrika die Assoziation der Abschobenen Malis (AME), ohne die es unser Netzwerk überhaupt nicht gäbe. Die unter anderem mit medico international kooperierende AME ist eine Basisorganisation, welche vornehmlich in drei Feldern aktiv ist: Erstens in der sozialen, rechtlichen und medizinischen Unterstützung von Abgeschobenen – nicht zuletzt im Hinblick auf den Prozess des (unfreiwilligen) Wiederankommens in Mali; zweitens in der politischen Arbeit gegen das EU-Migrationsregime; und drittens in der Förderung selbstbestimmter Entwicklungsperspektiven für Mali bzw. Afrika.

Aus Deutschland sind in erster Linie antirassistische Basisinitiativen und selbstorganisierte Flüchtlingsgruppen beteiligt – vertreten sind unter anderem die Karawane für die Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen, The Voice Refugee Forum, die Initiative in Gedenken an Oury Jalloh, NoLager Bremen, kein mensch ist illegal Hanau, das Antirassistische Plenum Blankenburg-Oldenburg und der Flüchtlingsrat Hamburg. Viele der Akteure kennen sich von früheren Kampagnen, insbesondere den Aktionen des NoLager-Netzwerks (2002-2007) sowie der antirassistischen Mobilisierung anlässlich des G8-Gipfels in Heiligendamm (2007). Im Zentrum ihrer politischen Arbeit steht der Kampf gegen unterschiedliche Formen des sozialen und rechtlichen Ausschlusses von Flüchtlingen und Papierlosen, beispielsweise gegen Abschiebungen, Lagerunterbringung, rassistische Polizeigewalt oder Ausbeutung in der Lohnarbeit. Einige der Beteiligten sind zudem in landwirtschafts-, klima- und krisenpolitischen Netzwerken aktiv.

Last but not least: Neben Mali und Deutschland gehören auch Gruppen aus Österreich und den Niederlanden zu Afrique-Europe-Interact. Stellvertretend erwähnt seien das Europäische BürgerInnenforum Wien (das maßgeblich an der Solidaritätskampagne für die andalusische LandarbeiterInnengewerkschaft SOC beteiligt ist) sowie die antirassistische Organisation all included aus Amsterdam.

Politische Ziele…

Politisch verfolgt Afrique-Europe-Interact mehrere Ziele:

Zuallererst möchten wir einen Beitrag zur Durchsetzung der zivilen, politischen und sozialen Rechte von Flüchtlingen und MigrantInnen leisten – insbesondere was das Recht auf globale Bewegungs- und Niederlassungsfreiheit betrifft. Hierzu gehören nicht nur der Aufbau und die Weiterentwicklung transnationaler, das heißt in Afrika und Europa gleichermaßen verankerter Kampagnen, zum Beispiel gegen die EU-Grenzschutzagentur Frontex, gegen Rückübernahmeabkommen oder gegen Abschiebungen (egal von wo nach wo). Nein, es geht auch darum, in Afrika über die konkrete Situation von Flüchtlingen und Papierlosen in Europa zu informieren. Einerseits um einen Beitrag zur besseren bzw. realistischeren Vorbereitung zukünftiger MigrantInnen zu leisten (Stichwort: Empowerment), andererseits um beim Abbau von Vorurteilen gegenüber denjenigen zu helfen, die nach Afrika abgeschoben und dort von ihren familiären bzw. sozialen Umfeldern als „Versager“ stigmatisiert werden.

Das Recht zu gehen, ist nur die eine Seite der Medaille. Nicht weniger bedeutsam ist das Recht zu bleiben, also die Möglichkeit, zu Hause bzw. im Herkunftsland ein Leben unter sicheren, würdigen und selbstbestimmten Bedingungen führen zu können. In diesem Sinne kooperiert Afrique-Europe-Interact auch mit Basisintiativen und sozialen Bewegungen, die sich gegen die neokoloniale Ausbeutung und Unterwerfung Afrikas zur Wehr setzen und dies mit konkreten Forderungen und Projekten verbinden – ganz gleich, ob es sich um erzwungene Marktöffungen und Privatisierungen handelt (beispielsweise bei den von der EU lancierten EPAs/Economic Partnership Agreements), um die katastrophalen Folgen des Klimawandels in Afrika, um die Agarpolik der USA bzw. der EU oder um den derzeit stattfindenden Ausverkauf afrikanischer Böden an westliche Konzerne, staatliche Investmentfonds oder transnationale Banken (Stichwort: Landraub).

Ob Migration, Landwirtschaft oder Klima – grundsätzlich geht es Afrique-Europe-Interact um das langfristig angelegte Bemühen, transnationale Netzwerke zwischen sozialen Basisbewegungen in Afrika und Europa aufzubauen. Hintergrund ist unsere prinzipielle Überzeugung, wonach sich an den historisch gewachsenen Dominanz- und Ausbeutungsverhältnissen zwischen armen und reichen Weltregionen langfristig nur etwas ändern lässt, wenn soziale Bewegungen (oder allgemeiner: zivilgesellschaftliche Akteure) in großem Stil gleichberechtigt, verbindlich und direkt zusammenarbeiten. Dabei schreiben wir der Entwicklung gemeinsamer Analysen, Strategien und Visionen eine besondere Bedeutung zu. Denn nicht nur aus sozialen, sondern auch aus ökologischen Gründen ist es heute dringlicher denn je, eine umfassende Neubestimmung dessen vorzunehmen, was unter einem guten Leben und somit gesamtgesellschaftlicher Entwicklung an sich zu verstehen ist – im Norden genauso wie im Süden des Globus.

Politischer Kontext…

Afrique-Europe-Interact ist nicht aus heiterem Himmel entstanden, vielmehr verorten wir unsere Aktivitäten im Kontext all jener Kooperationen, welche sich in den letzten Jahren zwischen BasisaktivistInnen in Afrika und Europa herausgebildet haben. Wegweisend dürfte in dieser Hinsicht vor allem der im Rahmen des polyzentrischen Weltsozialforums 2006 in Bamako/Mali beschlossene „Aufruf von Bamako für den Respekt und die Würde aller Migrantinnen und Migranten“ gewesen sein. Denn praktisch sind hieraus vielfältige, bis heute andauernde Aktivitäten hervorgegangen (vgl. hierzu auch den Artikel „Solidarische Netzwerke – Bewegungen an den euro-afrikanischen Grenzen“ von Conni Gunsser): Bereits im Sommer 2006 hat in Rabat/Marokko eine Gegenkonferenz zum ersten euro-afrikanischen Regierungsgipfel stattgefunden. Vertreten waren rund 150 AktivistInnen diverser Basisinitiativen und NGOs – mehrheitlich aus Nord- und Subsahara-Afrika, aber auch aus Europa.

Auf dieser Gegenkonferenz wurde unter anderem die Gründung des transnationalen Migrationsnetzwerkes „manifeste euro-africain“ beschlossen. 2007 sind die gemeinsamen Aktivitäten sowohl beim G8-Gipfel in Heiligendamm/Deutschland als auch in Oujda im Rahmen einer von marokkanischen Basisgruppen getragenen (Aktions-)Konferenz zu „Menschrechtsverletzungen an der Grenze“ fortgesetzt worden. Im Jahr 2008 haben sich afrikanische und europäische Gruppen zu einer transnationalen Aktionskette unter dem Motto „Gegen das Grenzregime: Transnationalisierung jetzt!“ zusammengeschlossen, in diesem Kontext ist auch der „Appell von Bamako“ entstanden. Außerdem gab es in mehreren afrikanischen Ländern sowie Paris gemeinsame bzw. koordinierte Aktivitäten gegen den zweiten euro-afrikanischen Regierungsgipfel – ein Ereignis, das aus unserer Sicht auch deshalb relevant war, weil damals die allersten Schritte zur Gründung unseres Netzwerks gemacht wurden.

Weitere Netzwerke…

Wie sagten es schon: Afrique-Europe-Interact kann an die langjährigen Bemühungen anderer transnationaler Netzwerke anknüpfen – exemplarisch erwähnt seien Brücken statt Mauern (De Ponts Pas Des Mures), Manifeste Euro-Africain, Migreurop oder NoVox International. Vor diesem Hintergrund ist Afrique-Europe-Interact an einer vertrauensvollen Zusammenarbeit mit diesen und weiteren Netzwerken, Basisinitiativen und Organisationen ausdrücklich interessiert!

Webadressen einiger der beteiligten Gruppen…

    * Karawane für die Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen
    * Initiative in Gedanken an Oury Jalloh
    * The Voice Refugee Forum
    * Flüchtlingsrat Hamburg
    * NoLager Bremen
    * transact
    * kein mensch ist illegal Hanau
    * NoLager Halle
    * Karawane München
    * Transnationales Aktionsbündnis Dortmund
    * Antirassistisches Plenum Blankenburg-Oldenburg
    * all included Amsterdam
    * Europäisches Bürgerforum Wien
    * Assoziation der Abgeschobenen Malis

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