Unterstützungsaufruf für Burkina Faso von Afrique-Europe-Interact

Liebe Freund_innen des Netzwerks Afrique-Europe Interact, liebe Freund_innen des Kampfes für soziale Gerechtigkeit in Burkina Faso und überall,

in Burkina Faso nach dem Sturz des Regimes von Blaise Compaoré gehen die Kämpfe an der Basis, die soziale Gerechtigkeit für die Bevölkerung einfordern, weiter. Ein sehr bedeutender Kampf ist die Bewegung gegen Landraub und für das Recht auf Wohnen – angesichts einer Situation, in der viele arme Menschen in den Städten und auf den Dörfern bis heute davon bedroht sind, dass sie von reichen Personen oder von Unternehmen vertrieben werden, die versuchen, das Land an sich zu reißen, das sie bewohnen, und auf dem sie ihren Lebensunterhalt erwirtschaften.

Ein sehr dringlicher Fall wird von der Koordination von Vereinen für das Recht auf Wohnen (CADLO) thematisiert – Teil dieser Plattform ist u.a. die Gruppe GRADES (Reflexions- und Aktionsgruppe für wirtschaftliche und soziale Entwicklung), die mit Afrique-Europe Interact verbunden ist.

Es handelt sich um das Dorf Koubry – Nabmanègma, auch bekannt unter dem Namen Lanoag-yiri. Koubry – Nabmanègma / Lanoag-yiri ist ein Dorf im Umland von Ouagadougou, wo mehrere hundert Menschen wohnen. Die Bewohner_innen sind aktuell bedroht von Vertreibung durch die Immobilienfirma „EXPERTISE“, die beansprucht, rechtmäßige Besitzerin des Landes zu sein, auf dem sich das Dorf befindet. Seit Monaten läuft ein Rechtsstreit zwischen den angeblichen Besitzer_innen und den Dorfbewohner_innen – mittlerweile wird die Bevölkerung damit bedroht, sie ab 22. März per Zwang zu vertreiben. Die Menschen im Dorf – insbesondere die junge Generation – sind entschlossen, ihr Dorf nicht zu verlassen und Widerstand zu leisten. In dieser Sache möchte GRADES zusammen mit der Koordination von Vereinen für das Recht auf Wohnen dringend eine Pressekonferenz abhalten, um in der burkinischen Gesellschaft Unterstützung zu mobilisieren und um Druck auf die verantwortlichen Behörden auszuüben, die Vertreibung des Dorfes Koubry – Nabmanègma nicht zuzulassen.

Um diese Pressekonferenz abzuhalten, sucht GRADES ein Budget von 555000 Francs CFA (ca. 850,- Euro). Man muss dazu sagen, dass es in Burkina Faso, wie anderswo in den Ländern Westafrikas, für das Erlangen von Medienpräsenz in Printmedien und Fernsehen unvermeidbar ist, Geld auszugeben für das Honorar und die Fahrtkosten der Journalist_innen. Abgesehen davon möchte GRADES eine Kameraperson für ihre eigene Dokumentation engagieren. In diesem Sinne möchte ich euch anfragen: Habt ihr Möglichkeiten, eine Pressekonferenz gegen die Vertreibung des Dorfes Koubry – Nabmanègma zu unterstützen, sei es als Gruppe oder Einzelpersonen? Sollte es nicht möglich sein, die komplette Summe von 555000,- Francs CFA / 850,- Euro zusammenzutragen, wird dennoch versucht, eine Pressekonferenz mit bescheidenerem Budget auf die Beine zu stellen, aber je mehr Unterstützung möglich ist, desto besser.

Kurze Erklärung zur Geschichte des Landkonflikts um das Dorf Koubry – Nabmanègma / Lanoag-yiri: In früheren Zeiten war der Boden des Dorfes Gemeineigentum und kollektives Erbe, aber in den 1960er Jahren wurde ein Privater Besitztitel an einen Mann namens Jean-Baptiste CONOMBO vergeben, der zu dieser Zeit den Titel des Dorfchefs trug. Zunächst gab es keinen Konflikt zwischen den Dorfbewohner_innen und Jean-Baptiste CONOMBO, dem offiziellen Besitzer, aber nach dessen Tod begannen die Erb_innen der Familie Conombo, das Land des Dorfes für sich alleine zu beanspruchen, ohne Rücksicht auf hunderte von Menschen, die auf diesem Land leben. Inzwischen verkauften diese Erb_innen den Landbesitztitel an die Immobilienfirma „EXPERTISE“. Gemeinsam versuchen die Vertreter_innen der Familie Conombo und des Unternehmens „EXPERTISE“, im Interesse ihres eigenen Profits die Dorfbewohner_innen zu Vertreiben. Die Bewohner_innen von Koubry – Nabmanègma dagegen haben begonnen, den Landbesitztitel, den die Erb_innen der Familie Conombo für sich beanspruchen, gerichtlich anzufechten und sie erklären, dass sie nicht bereit sind, ihr Dorf zu räumen und dass sie Widerstand leisten werden. Es handelt sich hier um etwas viel größeres als um einen simplen Erbschaftsstreit: Es geht um eine Dorfbevölkerung, die ihr Recht auf das Land verteidigt, das für sie eine lebenswichtige Ressource darstellt, das Land, das sie bewohnen und das sie bebauen. Auf der anderen Seite stehen reiche Personen und Unternehmer_innen, die bereit sind, arme Menschen im Interesse ihrer Immobiliengeschäfte zu vertreiben. Ein Konflikt zwischen Immobilienwirtschaft und Recht auf Wohnen, Recht auf Land, wie er sehr typisch ist für die wachsenden Metropolen Afrikas, aber auch überall auf der Welt, wo Städte und Land zur profitablen Ware gemacht werden.

Gebt Bescheid, wenn ihr Möglichkeiten habt, die Pressekonferenz von GRADES zu unterstützen und auch, wenn ihr andere Ideen habt, wie man* den Kampf gegen die Vertreibung des Dorfes Koubry – Nabmanègma unterstützen kann. Bei Bedarf leite ich euch die detaillierte Kostenaufstellung von GRADES weiter.

Gerne könnt ihr die Anfrage in euren Netzwerken und an befreundete Personen weiterleiten.

Die Häuser denen, die drin wohnen, das Land denen, die es bearbeiten!

Schluss mit Vertreibung und Landraub! n

Herzliche Grüße,

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Hans-Georg „Ebs“ Eberl / Filmemacher und Aktivist von Afrique-Europe-Interact, Sektion Europa

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Mail: hansgeorg.eberl(at)gmail.com

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