Bildungs- und Begegnungsreisen (2002-2014)

Seit 2002 organisierte AfricAvenir regelmäßig Bildungsreisen in afrikanische Länder, vor allem Kamerun und Senegal. Ziel dieser Reisen ist, Menschen zu ermöglichen, afrikanische Realitäten durch Begegnungen mit zivilgesellschaftlichen Gruppen, Künstler*innen und Intellektuellen kennen zu lernen. Im Zentrum dieser Reisen steht meist eine Biennale, ein Festivals oder andere wichtige kulturelle Veranstaltungen, um die wir dann ein intensives Programm an Begegnungen mit wichtigen Akteur*innen der sozialen Bewegungen, Vertreter*innen von NGOs, mit Akademiker*innen und Politiker*innen, sowie mit  Künstler*innen und Kurator*innen. Außerdem bot AfricAvenir 2014 in Kooperation mit taz-Reisen zwei Studienreisen nach Senegal mit Themenschwerpunkt Zivilgesellschaft und Frauenrechte an.

Studien- und Begegnungsreise nach Dakar, Senegal anlässlich der DAK’ART – Biennale für zeitgenössische afrikanische Kunst

Aus Anlass der diesjährigen DAK’ART – Biennale für zeitgenössische afrikanische Kunst organisiert AfricAvenir alle zwei Jahre eine Bildungs- und Begegnungsreise nach Dakar, Senegal. Nicht nur die vielfältigen Ausstellungen im Rahmen der Kunstbiennale bieten Möglichkeiten der Begegnung. In Dialogforen mit senegalesischen Künstler/innen, Politiker/innen und Wissenschaftler/innen, bei Museums- und Filmbesuchen sowie bei Stadtrundgängen und Konzerten soll auf der Reise der Kontakt zur Kunst, Kultur und Geschichte Dakars und des Senegals vermittelt werden. Ebenso wichtig wie ungewöhnlich wird zudem der persönliche Kontakt zu den Dakarois, den Einwohnern von Dakar, sein. So werden z.B. Mahlzeiten nicht nur in Restaurants eingenommen, sondern auch in Privathaushalten senegalesischer Familien – Begegnungen, die Einblick geben in den Alltag vor Ort.

Die nächste Reise zur DAK’ART findet vom 28. April bis zum 8. Mai statt. Anmeldungen nehmen auch jetzt schon entgegen: info(at)africavenir.org

Die DAK’ART – Biennale für zeitgenössische afrikanische Kunst ist die größte und wichtigste Biennale auf dem Kontinent. Die DAK’ART lädt seit 1992 Künstler/innen aus Afrika und der afrikanischen Diaspora ein, das Leben auf dem Kontinent und darüber hinaus darzustellen, zu reflektieren und die weltweite Wahrnehmung Afrikas und der Afrikaner/innen so (mit) zu gestalten. Weit davon entfernt, sich nur auf eine verengende Perspektive des Afrikanischen zu beschränken, will die Biennale in den Ausstellungen und einem reichhaltigen Programm das Internationale hervorheben: Afrikanische Kunst ist nur als internationale Kunst verständlich.

Über einen Monat lang nimmt die DAK’ART die ganze Stadt – und zunehmend auch weitere Städte und Dörfer – ein, jeden Tag sind zahlreiche kleine und große Ausstellungen und Performances zu sehen. Selbstverständlich wird viel Zeit für den gemeinsamen oder individuellen Besuch der zahlreichen Vernissagen und Ausstellungen sein. Wir besuchen das Künstlerdorf „Village des artistes“ und darüber hinaus auch ausgewählte Künstler wie z.B. den zwischen Berlin und Dakar lebenden Konzeptkünstler Mansour „Kanakassy“ Ciss in seiner Villa Gottfried an der “Petite Côte” südlich von Dakar.

Dakar bietet kulturell noch einiges mehr: Zwar wird jede Reise individuell geplant und entsprechend unterschiedlich sein, wichtige Begegnungen der vergangenen Reisen beinhalteten jedoch z.B. den Besuch des Ateliers der international renommierten Modeschöpferin Oumou Sy, des internationalen Hip Hop Stars Didier Awadi in seinem Tonstudio „Studio Sankara“, und berühmte Filmemacher wie Moussa Sène Absa oder Moussa Touré. Wir interessieren uns außerdem für senegalesisches Kunsthandwerk, wohnen Theater-, Tanzaufführungen und Erzählabenden bei und genießen die große Vielfalt an  (allerdings sehr spät beginnenden) Konzerten, die Dakar zu bieten hat: Pape & Cheikh, Youssou Ndour, Didier Awadi, Ismael Lô, Orchestra Baobab, Hip Hop und Reggae Konzerte etc.

Die Stadt Dakar hat eine wechselvolle Geschichte. Ihre Bedeutung reicht von der Rolle als Umschlagplatz für den Sklavenhandel und spätere Kolonialstadt über ihre strategische Position im Zweiten Weltkrieg bis zur Dekolonisation und darüber hinaus. Diese Geschichte werden wir nicht nur auf einer umfangreichen Stadttour mit dem Lehrer und Historiker Babacar Mbaye Ndaak nachvollziehen, sondern insbesondere während eines Besuchs auf der Insel Gorée. Darüber hinaus steht die Universität Cheikh Anta Diop auf dem Programm, wo wir die Bibliothek und das Laboratorium von Cheikh Anta Diop besuchen, der in seinen Forschungen sowohl die kulturellen Ursprünge der Menschheit und der menschlichen Zivilisation auf den afrikanischen Kontinent verlegte als auch nachhaltig das Selbstverständnis afrikanischer Gesellschaften gegenüber dem Westen stärkte.

Weitere Begegnungen führen uns an gesellschaftspolitische Themen in Westafrika heran: So ist der Besuch bei dem panafrikanischen Forschungsinstitut CODESRIA, das seit 1973 die Sozialwissenschaften in Afrika vorantreibt, Teil jeder Reise. Auch eine Diskussion mit dem Leiter der Internetplattform Pambazuka.org, DER pan-afrikanischen Plattform für soziale Gerechtigkeit in Afrika, sowie ein Treffen mit Vertretern der Bewegung „M23“ und „Y en a marre“ sind quasi obligatorisch, um aus zivilgesellschaftlicher Perspektive über die erfolgreichen Proteste in 2012, den Machtwechsel und die Zukunft der sozialen Bewegung im Senegal und in der Region zu sprechen.

Neben der Innenstadt Dakars werden wir auch die Banlieu mit Stadtteilen wie Guediawaye und Hann Pecheur kennenlernen, wo wir Vertreter der NGO „Kaddu Yaraax“ treffen werden, die seit mehreren Jahren erfolgreich mit dem sog. „Theater der Unterdrückten“ nach Augusto Boal arbeitet und Aufklärungsarbeit zu unterschiedlichsten Themen wie Migration, Umweltschutz etc. betreibt.

Da sich unser Netzwerk ständig weiter entwickelt, kommen mit jeder Reise weitere oder andere Programmpunkte hinzu. Wie die unten stehenden Rückmeldungen von Mitreisenden belegen, bietet diese Form des dialogischen Reisens zahlreiche Begegnungen und Erlebnisse, die noch lange nachwirken.

Philip Kojo Metz

Das Reiseprojekt ist dieses Jahr dank des Impulses von Philip Kojo Metz entstanden, der auch selbst ein kulturelles Kunstprojekt in Senegal mit Gérard Chenet – facettenreicher Künstler aus Haiti – koordiniert. Philip Kojo Metz ist ein Konzeptkünstler, der sich mit Themen Identität, Geschichte und Verhältnissen zwischen zeitgenössischen Kulturen auseinandersetzt. Er studierte Fotografie und bildende Kunst und schloss als Meisterschüler mit Diplom ab. (1994-1997 Fachakademie für Fotodesign; 1998-2005 Bildhauerei, Akademie der Bildenden Künste).

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