Filmreihe „Siehst du mich?“: „Sonne der Hyänen“ von Ridha Behi (OenglU) am Samstag, 16.10.2010, 17 Uhr

Im Rahmen von "Siehst du mich? Eine Filmreihe zu 50 Jahren afrikanische Un-Abhängigkeiten" präsentiert AfricAvenir am Samstag, den 16. Oktober 2010 um 17 Uhr den Film „Sonne der Hyänen" (OenglU) von Ridha Behi im Hackesche Höfe Kino. „Sonne der Hyänen“ ist ein kritischer und revoltierter Blick auf die Konsequenzen des Massentourismus in Tunesien und Nordafrika. Im Anschluss an den Film findet eine Diskussion mit dem Filmkritiker und Kurator der Filmreihe „Siehst du mich?“ Julien Enoka Ayemba statt.

Sonne der Hyänen (Soleil des Hyènes / Ach Chams Wadh Dhiba)
Regie: Ridha Behi; Tunesien/Niederlande 1977, 103 Min., Arabisch mit englischen Untertiteln

Mit: Mahmoud Morsi, Habachi, Larbi Doghmi, Ahmed Snoussi, Hélène Catzaras

Synopsis
„Sonne der Hyänen“ erzählt die Geschichte eines tunesischen Fischerdorfes, welches von traditionellem Tauschhandel lebt, bis eines Tages ein deutscher Konzern auftaucht, um dort ein Touristenzentrum einzurichten. Mittels der Unterstützung bedeutender Persönlichkeiten, wie dem reichen Haj Ibrahim und der Regierung wird dies schnell realisiert und das Leben des Dorfes verändert sich rapide: Aus Fischern werden Bauarbeiter, und aus dem Wochenmarkt werden kleine Läden. Tahar, Lamine und andere Fischer, die sich um die Zukunft Sorgen machen, beobachten empört die Entwicklung des Dorfes. Als die Bauarbeiten beendet sind, steht ein großer Teil der Dorfbewohner arbeitslos da. Noch größer ist die Wut und Enttäuschung der Frauen, die vom Strand vertrieben werden, der nun den Touristen vorbehalten ist. Aufständisch und allein gelassen führt Tahar als Don Quichotte einen Krieg – nicht nur gegen Hai Ibrahim und seine Geschäftsspekulationen, sondern auch gegen das Hotel und gegen die Touristen.

Behi kritisiert in diesem Film, dessen Dreharbeiten in Tunesien verboten wurden (er wurde schließlich in Marokko realisiert), dass Profit aus dem Massentourismus vor allem außerhalb der Tourismusländer fließt. In den betroffenen Ländern, in denen von der Hoteleinrichtung bis hin zu den Nahrungsmitteln alles importiert wird, bestimmen mehr und mehr Profit- und Konsumdenken das Leben der Menschen, deren Tradition und gesellschaftliches Leben beeinflusst werden.

Pressestimmen
„Ridha Behi war mutig. Er hatte beschlossen, hier und jetzt zu sagen, was er zu sagen hatte, was er glaubte, sagen zu müssen. Soleil des Hyènes ist das Werk eines aufgebrachten, revoltierten Menschen, eine gesunde und heilende Wut. (…) Die Aussage ist klar, er stellt den Neokolonialismus in seiner schamlosesten Form an den Pranger.“  (Abdelfatteh FAKHFAKH, africiné)

„Seit ihrer Unabhängigkeit setzen viele Staaten, um die „Unterentwicklung“ zu bekämpfen, auf die Tourismusindustrie, indem sie ihre Sonne, ihre Palmenstrände und ihr Meer verkaufen. Der Film ist eine kritische Beleuchtung der Konsequenzen des Tourismus, von der systematischen Ausbeutung der schönsten Gegenden bis hin zur Zerstörung der traditionellen Gesellschaften: Bettelei, Segregation, Korruption, Prostitution… Eine beispielhafte Fiktion. (Cinéma Tunisien, www.cinematunisien.com)

Es handelt sich um ein nüchternes Kino (…) ein Kino, das direkt, ohne Umschweife und Schnörkel zum Ziel geht, mit einer derartigen Ehrlichkeit, dass der Film auch 30 Jahre später noch eine großartige Stärke, eine ewige Jugendlichkeit besitzt. (Abdelfatteh FAKHFAKH, africiné)

“Das Erstlingswerk des tunesischen Filmemachers ist ein Film mit wahrhaft anklagender und denunzierender Kraft,” (Roy Armes, Autor von: African filmmaking: north and south of the Sahara)

Preise
Der Film wurde für  das Festival de Cannes (Quinzaine des réalisateurs) ausgewählt und gewann zahlreiche Preise bei mehreren Festivals weltweit. In Deutschland wurde er im Oktober 1978 zum „Film des Monats“ von der Jury der evangelischen Filmarbeit gewählt.

Ridha Behi
Ridha Behi wurde 1947 in Kairouan, Tunesien, geboren, studierte Soziologie und promovierte an der Ecole Pratique des Hautes Etudes (Paris). Er beginnt seine Filmausbildung bei der Fédération des Cinéastes Amateurs, wo er mit einem provokanten Film auf sich aufmerksam macht: „Seuils interdits" (1972) handelt von den ersten Folgen des iMassentoursmus in Tunesien. 1975 dreht er „Sonne der Hyänen“, der für die „quinzaine des réalisateurs“ in Cannes 1977 ausgewählt wird und zahlreiche Preise gewinnt. Zwischen 1977 und 1980 vertreibt er mehrere Filme in Frankreich, darunter die Klassiker „Ceddo" von Sembène Ousmane und „Alexandrie pourquoi" von Youssef Chahine. Er dreht und produziert neun Dokumentarfilme über die Golf-Region. Es folgen 1983 "Les anges", „Champagne Amer" und „Les Hirondelles ne meurent pas à Jérusalem" (Preis der internationalen Kriktik, Filmfestival von Karthago 1994). „La Boîte magique" läuft 2002 im Wettbewerb von Venedig, beim Festival Vues d’Afriques 2003 und erhält eine besondere Erwähnung der Jury beim 22. Internationalen Festival in Amiens 2002. Sein Filmprojekt „Brando and Brando" über Marlon Brando wird durch den Tod des Schauspielers unterbrochen. Zwischen 2006 und 2008 dreht er eine Dokumentarfilmserie („Portraits de cinéastes") für den Fernsehsender  Al Jazeera. Ridha Behi lehrt Filmregie am ESAC (Gammarth, Tunesien).

Hackesche Höfe Kino
Rosenthaler Str. 40/41
10178 Berlin
S Hackescher Markt / U Weinmeisterstraße

Eintritt
7,50 € Ermäßigungen über Berlinpass, Gildepass und Heavy User Card.
Filmreihe-Pass: 5er-Karte für 27,50 €

Karten und Auskunft
030 283 46 03
www.hackesche-hoefe.org

Die Veranstaltung findet statt in Kooperation mit dem Hackesche Höfe Filmtheater und Toucouleur e.V. und mit Förderung durch die Landesstelle für Entwicklungszusammenarbeit Berlin sowie von InWent aus Mitteln des BMZ.

Weitere Infos: www.africavenir.org

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