Hommage an Patrice Lumumba – Von den Schüler/innen der 7A des Bundesrealgymnasium 6 Marchettigasse in Wien
Anlässlich des 50. Todestages von Patrice Lumumba am 17. Januar 2011 und anlässlich der 50 Jahre Unabhängigkeiten vieler afrikanischer Staaten verfassten Schüler/innen der 7A des Bundesrealgymnasium 6 Marchettigasse in Wien im Rahmen eines Fächer verbindenden Unterrichts in Geschichte und Deutsch unter der fachlichen und pädagogischen Begleitung von Brigitte Bünker Briefe an Lumumba und Afrika. n—nLieber Lumumba,
am 17.Jänner vor 50 Jahren bist du für deine Überzeugungen gestorben. Du hattest den Mut, zu deinen Ideen und Idealen zu stehen bis in den Tod. Als du der erste frei gewählte Ministerpräsident der Demokratischen Republik Kongo geworden bist, hast du zum ersten Mal die Wahrheit gesagt: Den Vertretern der Kolonialmacht hast du ihren Rassismus, ihre Menschenverachtung, ihre Habgier, ihre verlogene Auffassung von Demokratie ins Gesicht geschleudert, sie kennen nur das Recht des Stärkeren! nDu hast es gewagt, den ehemaligen Herren die Stirn zu bieten und ihnen ein afrikanisches „Niemals-werden-wir-Vergessen!“ auf den Rückweg nachgeschickt. nDamit hast du die Brücken zu den einstigen Unterdrückern auf eine wenig diplomatische Weise abgebrochen und sie haben sich gerächt: Sie haben deine Leute gekauft, sie gegen dich aufgehetzt, gegen dich intrigiert und dich fallen gelassen. Der amerikanische Präsident, den du um Hilfe in der innenpolitischen Krise bitten wolltest, hat dich nicht einmal empfangen und dich als „Dschungel-Präsident“ lächerlich gemacht. Die UNO-Truppen sind zwar gekommen, aber wohl nur, um die Weißen in deinem Land zu schützen, vor ihren Augen wurdest du zweimal inhaftiert, schließlich geschlagen und gefoltert. Als die reichsten Teile deines Landes vom Kongo abfallen wollten, hast du verzweifelt sowjetische Hilfe in Anspruch genommen – obwohl du nicht Kommunist warst! Das war dein Todesurteil. Vor den Augen der westlichen Kamerateams wurdest du mit Folterspuren und schwersten Verletzungen verladen, um irgendwo im Dschungel von bezahlten weißen Killern ermordet zu werden. Von deinem Körper haben sie nichts übrig gelassen – so sehr mussten sie dich gefürchtet haben! nDu hast gewusst, dass du sterben wirst. Du hättest deine Meinung ändern können und dich auf eine Seite schlagen können oder dich verstecken können, um zu überleben. Aber du bliebst standhaft bei deiner Position eines in einem freien Kongo demokratisch gewählten Ministerpräsidenten, der ohne Einfluss der anderen, vor allem West oder Ost, überleben kann. Mit deinen Tod bist zu einem Märtyrer geworden, zu einer Legende. nDoch frag ich mich, ob du, wenn du am Leben geblieben wärst, Afrika nicht noch mehr hättest helfen können. Dazu hättest du aber von deinen Idealen abweichen müssen und du wärst nicht die Legende, die du heute bist. Ich weiß nicht, was besser wäre, ich habe aber auf jeden Fall großen Respekt vor dir!
Valentin Lechner 7.An—nLiebes Afrika,
zum 50. Jahrestag deiner Unabhängigkeit schicke ich dir die herzlichsten Glückwünsche.
Es ist erschreckend, in deine Vergangenheit zurückzuschauen und die Anzahl der Menschen, die unschuldig gestorben sind, nur weil sie ihre Meinung vertreten haben oder sie lediglich geäußert haben. Sie starben, vor allem zur Zeit der Sklaverei, auf brutalste Weise. Sie wurden ausgepeitscht, zerstückelt oder vor Publikum hingerichtet. nAls Held Afrikas wird von der Bevölkerung heute Lumumba gesehen, er ist jetzt 50 Jahre tot. Dennoch glaube ich nicht, dass ein Mensch als Märtyrer sterben müsste, um einer Idee zum Überleben zu verhelfen. Der afrikanische Weg muss nicht Kommunismus oder Kapitalismus heißen, es gibt auch einen dritten, der Freiheit, Wohlstand für alle und Demokratie bedeutet!
Ich wünsche euch viel Freude und Glück beim Erhalten eurer Unabhängigkeit!
Martina Prela, 7.A n—n50 Jahre Unabhängigkeit
Hat’s geklappt? Ist es besser geworden? War es das wert?
Diese Fragen müssten dir jetzt wohl im Kopf hängen. Du hast eigenständige, unabhängige Regierungen geschaffen. Doch stimmt das wirklich?
Fremde Regierungen kontrollieren nichts mehr, doch nun sind ausländische Firmen in deinem Land, die dich ausbeuten, die deine Rohstoffe klauen und den erschaffenen Platz als Gegenzug mit Müll zuschütten.
So ist es nun. Es ist schwieriger geworden. Doch wäre es nicht noch schlimmer, wenn sich gar nichts geändert hätte?
Mit diesem Gedankenansporn, frohes Feiern!
Florian Becker, 7.An—nLieber Lumumba,
ich finde es sehr mutig von dir, dass du dich durchgesetzt hast und – wie du es in deiner berühmten Unabhängigkeitsrede angekündigt hast – für dein Land die Selbstständigkeit erreichen wolltest. Mittlerweile ist Afrika unabhängig geworden. nAber zu deiner Zeit sind leider genau jene Dinge eingetreten, vor denen du alle in deiner Rede gewarnt hast: Die Bevölkerung des Kongo hat sich wieder auseinanderdividieren lassen. Manche sind wieder von ausländischem Kapital gekauft worden. Vorwand für die Uneinigkeit waren wieder einmal sogenannte Stammesfeindschaften, und das sogenannte zivilisierte Europa konnte sich über deine Leute lustig machen. Schließlich hat es – wovor du ausdrücklich gewarnt hast – Plünderungen und Übergriffe auf die verhassten Kolonialherren gegeben. Auch die Afrikaner empfinden wie alle Menschen Aggression, Missgunst und Neid. Nur wird dies ihnen offenbar nicht zugestanden. Die jetzt erwachsene Gefahr für die Weißen im Kongo war der willkommene Anlass zur Intervention weißer Truppen. Die innenpolitische Krise wurde immer undurchschaubarer, für dich immer bedrohlicher. UNO-Soldaten waren im Land, aber sie beschützten in erster Linie Weiße und deren Eigentum. Du dagegen konntest vor Sorge kaum mehr schlafen, wusstest nicht, wie du dich entscheiden solltest, denn jede Option hätte neuerliche Abhängigkeit und Unfreiheit bedeutet. nSchließlich hatten sie dich seelisch so weit fertig gemacht, dass die westliche Presse und deine Gegner dir Geisteskrankheit und seelische Zerrüttung nachsagten. Ein willkommener Vorwand, dich vollkommen auszuschalten. Dann hast du am eigenen Leib all das erlitten, was Schwarze vor dir an Qualen erdulden mussten – und du bist du zum Märtyrer geworden, heute bist du ein Mythos für ganz Afrika. Dein Beiname wird zum Programm für alle, die sich nichts mehr gefallen lassen wollen und die politischen und wirtschaftlichen Verflechtungen, in die Afrika verstrickt ist, durchschauen. nFür Afrika hat sich bis heute nicht viel geändert. Der Westen mischt sich nach wie vor ein, nur halt nicht mehr offiziell über die Regierungen, sondern unter der Hand mit seinen Konzernen und unter dem Vorwand des „Guten Willens“. Sie brauchen jetzt weniger das Gold, sondern versuchen sich Ruhm und gute Kontakte zu verschaffen, indem sie ihren „Guten Willen“ zur Schau tragen und so die alte Schuld herunterspielen.
Afrika muss sich darauf besinnen, dass nicht die westlichen Werte das Ziel sind, Zeige du, Lumumba, ihm den Weg. Denn Afrika kann es besser!
Yannik Körber 7.An—nLiebes Afrika,
herzlichen Glückwunsch zu 50 Jahren Unabhängigkeit!
Ich denke, du hast es dir verdient, ein von Europa unabhängiger Kontinent zu sein. Es haben genug Menschen ihr Leben gelassen, bis sie es dir ermöglichen konnten, autonom und autark zu sein. nVon 15. bis ins 19. Jahrhundert wurden 100 Millionen Menschen als Sklaven verkauft. Die Belgier, Franzosen, Engländer, Portugiesen, Deutschen haben dich und deine Ressourcen gnadenlos ausgebeutet. Afrikanische Frauen und Kinder wurden gefoltert, wenn sie nicht genug Kautschuk aus den Wäldern geliefert haben. Die ausländischen Konzerne waren nie daran interessiert, dem afrikanischen Volk Gutes zu tun, sondern sie waren gierig nach Profit.
Aber du hast se geschafft und wirst hoffentlich nie wieder von anderen abhängig sein.
Lejla Zizak 7.An—nLiebes Afrika,
ich gratuliere dir zum 50. Geburtstag deiner Unabhängigkeit. Ich freue mich für dich, dass du es nach einem grausamen Jahrtausend zu Freiheit und Unabhängigkeit geschafft hast – obwohl du heute noch immer ausgenützt wirst, wenngleich auf einem indirekten Weg.
Die harte Arbeit sind deine Menschen gewohnt, als amerikanische Sklaven wurden sie gequält und gedemütigt. Es tut mir leid, dass so viele von euch sterben mussten, um hier wie dort zur Freiheit zu gelangen. Insbesondere solltet ihr Lumumba danken, denn er opferte sich für die Freiheit seines Landes Kongo. Außerdem hat er uns Europäern verdeutlicht, was wir Afrika angetan haben. Ich hoffe, dass wir in Zukunft eine bessere Zusammenarbeit haben werden, die in deinem Sinne ist.
Kristians Videskovic, 7.An—nLiebes Afrika,
heute feierst du 50 Jahre Unabhängigkeit. Vor 50 Jahren setzte eine große Persönlichkeit ein Zeichen. Wir reden von Patrice Lumumba. Durch seinen Tod machte er auf die damalige Situation im Kongo aufmerksam. Nach jahrelanger Fremdherrschaft gelang es Lumumba, mit seiner Partei, dem MNC, den ersten Schritt in Richtung Unabhängigkeit und Demokratie zu gehen.
Die Frage für mich ist, ob es wirklich einen Märtyrer braucht? Müssen immer zuerst Menschen sterben, bevor jemand hinsieht? Anlässlich von Lumumbas 50. Todestag jetzt im Jänner erinnern wir uns an ihn und an seine Ideen von einem freien und demokratischen Afrika.
Dominik Wozniak 7.An—nLiebes Afrika,
vieles hast du erlebt als mein Mutterkontinent. Deine Kinder erfuhren Freud und Leid, doch zu Beginn der Kolonisation wurden viele zum Opfer. Sie wurden entführt und wie der letzte Dreck behandelt. Als Diener hatten sie den Weißen jeden Wunsch zu erfüllen oder als Soldaten für fremde Ideen und Länder zu kämpfen, die sie nicht einmal kannten.
Einer von deinen Märtyrern ist der Ministerpräsident des Kongo im Jahr 1960/61 Patrice Lumumba. Er kämpfte mit jeder Faser seines Leibes und seiner Seele nicht nur für sein Land, sondern auch für seine Idee von einem vereinten Afrika.
1960 war das Jahr, als deine offizielle Zeit als unabhängiger Kontinent begann. Doch, mein liebes Afrika, du hast noch immer keine richtige Freiheit erlangt. Europa und dein neuer Freund China wollen dich weiterhin unterdrücken und ausbeuten, von echter Freiheit kann man nicht sprechen.
Aber du hast noch viel vor dir. Mögen deine Wünsche in Erfüllung gehen!
Für ein freies, und unabhängiges, aber auch brüderliches AFRIKA
Nadi Hakim Ali 7.An—nLiebes Afrika,
Sie sind mein Freund, ich werde Sie mit offenen Armen willkommen heißen. Ich bewundere Ihre Stärke, Vielfalt und schätze Ihren Willen.
Ich habe von Ihnen gelernt, niemals aufzugeben, egal wie aussichtslos die Situation zu sein scheint.
Ich gratuliere Ihnen aus dem tiefsten Inneren meines Herzens zur Unabhängigkeit. Mögen Sie gesund und reich werden, Sie haben sich dies verdient!
Ellia Nikolaevskij 7.A